1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 52. Asiatische Türkei. Sie umfaßt die Länder westlich
von Iran bis an das mittelländische und schwarze Meer und
den Küstenstrich Westarabiens. Im Altertume waren hier blühende
Staaten; jetzt sind die Länder meist verödet, und fast alle der
einst großen Städten liegen in Trümmern oder sind zu elenden
Dörfern herabgesunken. Herrschende Religion ist der Islam, doch
auch Christen und Juden in ziemlicher Anzahl. Länder:
1. Kleinasien, so groß wie Deutschland, ist durchweg Hochland mit
Randgebirgen. Der Westen am frnchtbarsten, in der Mitte viele Steppen.
Häufige Erdbeben. Heimat der Kirsche. Meerschaum. _ Meist von Türken
bewohnt; au der Küste viele Griechen. Städte: Trebisonde (Trapezunt)
ain schwarzen Meere, 30 000 E., Haupteinfuhrhafen europäischer Waren in
das südwestliche Asien. Skutari, 100 000 E., Konstantinopel gegenüber
(türkischer Kirchhof). Jsnik, das alte Nicäa (Konzil 325), ist jetzt ein
kleines Städtchen. Smyrna, 150 000 E., erste Seehandelsstadt Kleinasiens
(Rosinen, Feigen, Seide). Ruinen von Milot, Ephesus und Troja.
Tarsus, 10 000 E., Pauli Geburtsort. — Die Insel Cypern fruchtbar,
aber sehr verödet, hat jetzt englische Besatzung und Verwaltung.
2. Armenien und Kurdistan. Waldlose Höhen und fruchtbare, weiden-
reiche Thäler wechseln mit einander. Ein Teil des armenischen Hochlandes
gehört zu Rußland und Persien; der Ararat liegt auf der Grenze von
drei Reichen. Die Bevölkerung ist gemischt (Armenier, Türken) und zur
Hälfte christlich. Erserüm, 60 000 E., Haupthandelsstadt an der Kara-
wanenstraße zwischen Persien und Trapezunt. — Kurdistan ist das alte
Assyrien.
3. Mesopotamien (Babylonien und Chaldäa). Im oberen Teile
Steppen mit plündernden Räuberhorden, im unteren Teile fruchtbarer Marsch-
boden. Dattelpalmen. Bagdad, 60000 E. — Ruinen von Ninive
und Babylon. Die Grundmauern des babylonischen Turms stehen noch.
4. Das nördliche Syrien mit Phönizien. Der Libanon (—weißes
Gebirge, wegen des Schnees, der fast das ganze Jahr seine Gipfel bedeckt,
und wegen der weißen Farbe seiner Kalkfelsen so genannt) und Anti-
libanon mit dem großen Hermon, zwischen beiden das fruchtbare Thal
Cölesyrien. Der Libanon (bis 3000 m) ist nur zwei Meilen vom Meere
entfernt (Zedern). Phönizien, ein schmales Küstenland, hatte gute Häfen.
Die einst reichen Städte Tyrus und Sydon sind jetzt erbärmliche Flecken.
Alepppo, 75000 E., Stapelplatz für den Handel mit den nördlichen
Nachbarländern. Beirut, 70 000 E., wichtige Hafenstadt. Damaskus,
150 000 E., mitten in Obst- und Orangenhainen („Auge des Ostens"),
Hauptplatz des syrischen Karawanenverkehrs (nach Bagdad und Mekka),
Sammelplatz der syrischen und kleinasiatischen Pilger nach Mekka.
5. Palästina (gelobtes Land, heiliges Land, Kanaan.) 1. Der
südliche Teil des jetzigen Syriens, begrenzt im N. vom Libanon,
im O. von der syrischen Wüste, im S. vom steinigen (peträischen)
Arabien, im W. vom Mittelmeer. So ist es von den umliegenden
Ländern abgeschlossen. Zur Zeit Christi betrug die Größe etwa
25 000 qkm. — 2. Am Mittelmeere eine 15—30 km breite
fruchtbare Ebene (durch das Gebirge Karmel in eine kleinere
nördliche und größere südliche Hälfte geteilt), aus der sich dann
der Boden allmählich bis zur Höhe von 600—900 m erhebt.
Dann senkt er sich plötzlich zum'jordanthal, das tiefer liegt,
als der Spiegel des mittelländischen Meeres, um sich dann ebenso