1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§ 23. Dèe Deutschen und die Römer. Die Römer
kamen zum ersten Male mit den Deutschen in Berührung, als
ein Stamm der letzteren, die Kimbern, nach dem milden Süden
wanderte und 113 v. Chr. in Steiermark ein römisches Heer
schlug. Die Kimbern zogen dann nach Westen; mit ihnen ver-
banden stch die Teutonen. Nachdem sie nach und nach noch vier
römische Heere vernichtet hatten, wollten sie in zwei Abteilungen
in Italien eindringen, die Teutonen von Westen, die Kimbern von
Norden her. Marius vernichtete jene in Südgallien, diese in
Norditalien. — Cäsar ging zweimal von Gallien aus über den
Rhein, richtete aber gegen Deutschland nichts aus; doch fochten
seitdem viele Deutsche als Söldner in den römischen Heeren. Zu
Augustus Zeiten gehörte Kleingermanien zum römischen Reiche,
so daß Rhein und Donair die Grenzen des freien Deutschlands
bildeten. Des Kaisers Stiefsohn Drusus unternahrn von den
Niederlanden aus (12—9 v. Chr.) vier Züge durch Deutschland
bis an die Elbe, legte mehrere Landstraßen, am Rhein 50 feste
Plätze und an der Nordsee Emden an. Vornehme Deutsche
gingen nach Rom, um dort gebildet zu werden. Marbod, König
des deutschen Stammes der Markonrannen, begründete im
jetzigen Böhmen ein nach römischer Art eingerichtetes Reich. All-
mählich eroberten die Römer das Land zwischen Elbe und Rhein;
Tiborius suchte durch List, Varus durch Gewalt zu herrschen.
Letzterer zwang den Deutschen römische Rechtspflege, Sitte und
Sprache auf. Da wurde Hermann oder Arminius, ein
Cheruskerfürst, ihr Retter. Er hatte in Rom die römifche Kriegs-
kunst kennen gelernt. Zn der Stille vereinigte er mehrere Stämme
zu einem Bündnisse. An: Rhein erhob sich scheinbar ein ger-
manischer Staunn. Varus eilte hin zur Dämpfung des Auf-
standes, da überfiel ihn Hermann im Teutoburger Walde und
vernichtete in drei Tagen das römische Heer. Das war die
Hermannsschlacht im Zahre 9 n. Chr. Sie rettete Deutschlands
Unabhängigkeit, Sprache und Sitte. Germànikus (14—16)
kam dreimal siegreich über die Weser, zog aber jedesmal mit
großen Verlusten wieder ab.
Die Römer behielten jedoch das jetzige Süddeutschland bis an den
Rhein und Main, befestigten es und bevölkerten es durch römische Soldaten-
kolonieen; es entstanden die Städte: Salzburg, Regensburg, Augsburg,
Lasel, Straßburg, Baden, Speyer, Worms, Mainz, Trier, Köln, Bonn,
Koblenz rc., sämtlich an Rhein und Donau gelegeu. In diesen Gegenden
entstand römische Kultur: Obst-, Wein- und Bergbau, Landstraßen, Schiff-
fahrt, Fabriken, Schlösser rc. — Römische Kaufleute zogen nach Deutsch-
land und brachten Gold- und Luxus, holten Leder, Pelzwerk, Federn,
Bernstein, Vieh, Sklaven, Frauenhaar. Im Innern Deutschlands gewannen
weder die Römer noch ihre Lebensweise Freunde, es entstanden auch keine
Städte. Doch gingen noch viele Deutsche nach Rom und ins römische
Heer, um römische Kriegskunst kennen zu lernen und im römischen Heere
zu kämpfen oder römische Bildung sich anzueignen.