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1. Weltkunde - S. 118

1886 - Hannover : Helwing
118 § 40. Heinrich Iv. (1056—1106), der Sohn Heinrichs Iii., war beim Antritt der Regierung kaum 6 Zahre alt. Seine Mutter Agnes regierte für ihn. Diese Zeit benutzten die weltlichen Großen, die kaiserliche Macht zu lockern. Heinrich wurde nach den verschiedensten Grundsätzen von Hanno von Köln, nachher von Adalbert von Bremen (der hier eine neue geistliche Macht über den Norden gründen wollte), erzogen. Heinrich hatte aus- gezeichnete Anlagen, feurigen Mut, ritterlichen Sinn, aber die Erziehung verdarb ihn. Mit dem 16. Jahre übernahm er selbst die Regierung. Heinrich bedrückte Thüringen und Sachsen (Burgen, Frondienste), nahm Otto von Northeim Bayern und setzte Magnus von Sachsen gefangen. Darüber empörten sich die Sachsen, ver- jagten Heinrich aus Goslar, zerstörten Burgen rc., wurden aber dann durch Heinrich, zu dem die Städte treu hielten, in der Nähe von Langensalza geschlagen. In Rom lebte damals Papst Gregor Vii., der eine unum- schränkte Herrschaft der Geistlichen (Hierarchie) erstrebte. Er suchte die verfallene römische Kirche zu reinigen und vom Staate unabhängig zu machen. Deshalb verbot er bei Strafe des Bannes die Simonie, d. h. den Verkauf geistlicher Ämter, die Priesterehe und die Investitur, d. i. die Belehnung der Geistlichen mit Stab und Ring durch Laien. Infolge des Jnvestiturstreits that er Heinrichs Bischöfe in den Bann; Heinrich ließ ihn zu Worms absetzen und wurde nun von ihm in den Bann gethan, worauf dem Kaiser die deutschen Fürsten den Gehorsam kündigten. So standen sich Papst und Kaiser, geistliche und weltliche Macht, feindlich gegenüber. In seiner Bedrängnis unternahm der Kaiser, nur von wenigen Getreuen begleitet, mitten im Winter die ge- fahrvolle, harte Reise über die Alpen, um sich vom Banne lösen zu lassen. Drei Tage büßte Heinrich im Schloßhofe zu Canossa 1077. So lange ließ ihn der Papst barfuß und bar- häuptig hier stehen und sprach ihn auch dann nur bedingungs- weise los. Dies entflammte den Zorn mancher Fürsten und vieler Bürger, die sich um ihren Kaiser scharten. Heinrich besiegte seinen Gegenkönig Rudolf bei Merseburg, verjagte den Papst, der später in der Verbannung starb, wurde aber von seinen Söhnen bekriegt, gefangen genommen und starb bald nach seiner Befreiung. Sein Leib aber fand erst nach 5 Jahren Ruhe. („Der Mönch vor Heinrich Iv. Leiche" von Wolfgang Müller.)*) Heinrich V. war der letzte fränkische Kaiser; der Investitur- streit wurde unter ihm durch das Wormser Konkordat beigelegt. *) Man scheidet ohne Groll von diesem Fürsten. Die Verirrungen seiner Jugend werden durch die Zentnerlast seiner Leiden mehr als ausge- wogen. Die Milde, Großmut, Wohlthätigkeit und Tapferkeit des schönen, geistvollen, ritterlichen Mannes ließen ihn neben so viel Verrat und Tücke doch so viel Liebe und Treue finden.
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