1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
„Barbarossas Regierung giebt ein Bild des ganzen Mittelalters.
Auf der einen Seite steht der Kaiser, dessen Vorbild Karl der Große ist,
ihm gegenüber in Deutschland der mächtige Vasall (Heinrichs, in dem er-
sehnten Italien die freiheitsliebende Stadt mit altrömischem Unabhängig-
keitssinn (Mailand) und der gewaltige Papst; gleichzeitig ist die Christen-
heit im Kampfe mit den Ungläubigen im Morgenlande und den Heiden
an der Ostsee."
§ 43. Die übrigen Hohenstaufen. Heinrich vi,
Barbarossas Sohn, hat wenig für Deutschland gethan, da er meistens in
Italien sich aufhielt, um Sizilien mit Grausamkeit zu erobern. Der Plan,
die Erblichkeit der Kaiserkrone festzustellen, mißlang. (1190 bis
1197). Nach seinem Tode wurde sein dreijähriger Sohn Friedrich Ii.
König von Neapel, während in Deutschland die Anhänger der Hohenstaufen
Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, die der Welfen Heinrichs
des Löwen Sohn, Otto Iv. (1198—1215), wählten. Ein blutiger Bürger-
krieg verheerte 10 Jahr Deutschland. Als Philipp ermordet wurde, ward
Otto allgemein anerkannt, aber bald durch Friedrich Ii. (1215—1250)
verdrängt. Von ihm ist folgendes zu merken: 1. Er war der Beförderer
der Künste und Wissenschaften. 2. Er gab seinem italienischen Königreiche
eine Verfassung und suchte in Deutschland einen allgemeinen Landfrieden
festzusetzen. 3. Auf einem Kreuzzuge gewann er Jerusalem durch Vertrag.
4. Friedrich hatte fast immer mit Oberitalien und den Päpsten zu kämpfen,
welche ihn in den Bann thaten und Gegenkaiser aufstellten, wodurch in
Deutschland große Unordnung entstand. Sein Sohn, Konrad Iv.. war
der letzte hohenstaufische Kaiser und gelangte zu gar keinem Ansehen (1250
bis 1254. Gegenkönig: Wilhelm von Holland». Konrads Sohn, der
jugendliche Ko n r ad in, suchte seine Erblande Neapel und Sizilien Karl
von Anjou, dem sie der Papst geschenkt, zu entreißen und starb in Neapel
auf dem Blutgerüst. (Später sizilianische Vesper, in welcher sich
Neapel von den Franzosen befreit). — Italien war den Hohenstaufen
verderblich geworden; sie unterlagen den Päpsten.
§ 46. Allgemeines. In die im vorigen § geschilderte Zeit
fällt noch folgendes: 1. 1235 wurde Braunschweig-Lüneburg ein Herzogtum.
— 2. Um »200 faß auf dem römischen Stuhle Innocenz Iii. Er ist
der mächtigste Papst gewesen, denn er setzte Könige und Fürsten ab.
Während Leo der Große die Macht des päpstlichen Stuhles in kirchlicher
Beziehung erweiterte, machte Gregor Vii. die Kirche vollständig unab-
hängig vom Staate, und Innocenz suchte die kirchliche Macht über die
staatliche zu stellen. (Bann, Interdikt). — 3. Gegen die Raubritter ver-
banden sich die Städte: Hansa 1241; später der rheinische Städtebund.
Im 13. Jahrhundert entstanden die schönsten Kirchen (zu Köln, Straß-
burg rc.) — 4. Im Jahre 1241 brachen, von Osten kommend, die Mon-
golen (ein furchtbarer Schwarm heidnischer Barbaren, die im Morgenland,
von China bis zum Euphrat und Tigris hin, unter Tschingiskhan un-
geheure Reiche gegründet, dann Rußland erobert hatten) unter den Nach-
folgern Tschingiskhans in Schlesien ein. Hier lieferten ihnen die schlesischen
Herzöge eine Schlacht, die sie zur Rückkehr bewog und Deutschland
rettete. — 5. Es beginnt die Eroberung Preußens durch den deutschen
Ritterorden.
§ 47. Das Interregnum. 1256—1273 war die Zeit
des sogenannten Interregnums (Zwischenreichs). Kein deutscher
Fürst wollte die Krone annehmen, weshalb sie einem englischen
Prinzen und dem Könige von Kastilien angetragen wurde. Alle
Lehen waren unter den letzten Hohenstaufen selbständige Fürsten-