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1. Das Obererzgebirge - S. 6

1900 - Annaberg : Graser
6 Gehe r. forderungen, Brandschatzungen und Plünderungen aus. Die Orte, welche das geforderte Geld nicht brachten oder aus Armut nicht bringen konnten, ließ er pfänden, Vieh und Menschen wegführen, jenes wurde wieder verhandelt oder nach Böhmen getrieben, die gefangenen Personen aber bis zur Erlangung eines stattlichen Lösegeldes behalten. So verfuhr man zu Hermaunsdorf, Thum, Ehren- friedersdorf u. s. w., so auch zu Geyer. Hier fielen die Kroaten am 23. August 1033 ein, brandschatzten und plünderten noch überdies, wobei sie große Grausam- keiten verübten. Ein zweiundachtzigjähriger Greis, der Zehntner Elias Hammann, mußte viel Schläge und Martern erdulden; der Viertelsmeister Puzscher ward vor seiner Hausthüre erschossen. Ein gleicher Überfall erfolgte am 25. November. Bereits war die Stadt bei bcn Durchmärschen total ausgeplündert und die Be- wohner zu entfliehen genötigt worden, sodaß Geyer fast wüste stand und nichts liefern konnte. Doch hatte Hauptmann Ullersdorf durch seinen Schreiber Samuel Metzler ausgekundschaftet, wenn die Entflohenen in ihre Wohnungen zurück- kehrten. So ließ er am 25. November früh 7 Uhr eine Abteilung Kroaten in Geyer einfallen und 3 Personen gefänglich wegführen, den Stadtrichter Georg Klanß, den Pfarrer Johann Andrä (einen Flüchtling aus Kaden) und einen schottischen Bergherrn Paul Northosen, ließ sie nach Schwarzenberg bringen, um für erstere beide 1000 Thaler Lösegeld zu erpressen, letzteren aber, weil er ans einen über Kroaten gesetzten Leutnant geschossen haben sollte, mit einem schmäh- lichen Tod bedrohen. Der Pfarrer löste sich mit Geld und Geschmeide von 400 Thaler an Wert, die beiden anderen wurden gerettet durch sächsische Truppen, die unter Oberst von Taube über Chemnitz anrückten, in Verbindung mit dem in Zwickau liegenden Bosenschen Regimente das Schwarzenberger Schloß eroberten und die Besatzung nebst ihrem Kommandanten Ullersdorf gefangen nahmen. Dies geschah a>n 4. Dezember 1633. Die Taubeschen und Bosenschen Regimenter besetzten nun auch die hiesige Umgegend, in Annaberg blieben bis August 1634 4 Kompanien Reiter unter Oberst Bodenhausen. Doch dauerten die feindlichen Streifzüge von Böhmen aus fort, und endlich, nach dem Sieg bei Nördlingen über die Schweden, erhielten die Kaiserlichen völlig die Oberhand in unserm Gebirge, während die sächsischen Truppen sich auf Zschopau zurückziehen mußten. Namentlich wiederholte der kaiserliche Oberstleutnant Schütz von Schützky seinen schon im Mai versuchten Einfall am 28. September, nwbei er Annaberg und Umgebung mit unbarm- herzigen Brandschatzungen und Plünderungen heimsuchte, bis er, den Hauptmann Kurt Reinicke von Kallenberg mit 30 Reitern zurücklassend, den 14. Oktober nach Zwickau abzog. Dieser Hauptmann ließ Geyer von der angedrohten Plünderung mit 230 Thaler loskaufen und nachher dennoch plündern. Am 27. Oktober erfolgte der Durchmarsch des kaiserlichen Obersten Schönickel, der, mit 5000 Mann auf seinem Rückzüge von Zwickau über Annaberg nach Böhmen begriffen, in Geyer den Stadtrichter wegführen ließ und erst freigab, als die Stadt ihn mit 37 Thaler eingelöst hatte. Diese letztere Nachricht fand sich in einer hiesigen Gemeinderechnung; wie viel Not und Jammer aber dabei verbreitet worden, läßt sich vermuten, wenn man weiß, daß Schönickel, obwohl Chemnitzer von Geburt, doch fern von aller Schonung gegen sein Vaterland war und durch Viehraub, Plünderung, Sengen und Brennen (namentlich bei Zwickau, wo man eines Tages 15 Schadenfeuer zugleich sah) Furcht und Schrecken verbreitete. Die heißersehnte Ruhe von solchem Ungemach trat für unser Gebirge und das ganze Land erst ein, als der Kurfürst am 24. Juni 1635 Friede mit dem Kaiser schloß und sich soinit von den Schweden trennte.
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