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1. Das Obererzgebirge - S. 8

1900 - Annaberg : Graser
Das Obererzgebirge. fragte er ihn. „Nein, ich soll aufsehen, wenn er wird ans sein." „Wer, denkst denn Dn, wer ich bin?" Der Bauer sieht ihn an, ohne den Hut zu ziehen und ohne eine Reverenz zu machen und spricht endlich: „Ich sehe wohl, daß Ihr ein Herr seid, Ihr habt doch Stiefel an." Während des weiteren Ge- spräches kommen die Jäger hinzu und verwundern sich. Der Kurfürst aber lacht und spricht: „Einen solchen tölpischen Fichtclberger habe ich im Gebirge noch nicht gesehen", und läßt ihm venedische Seife geben, d. i. ergänzt der Chronist, die Haare ein wenig zausen. Von Crottendorf schickte der Kurfürst zwei Waldhüter mit drei Wildtauben nach Annaberg und verehrte dem Super- intendenten, dem Kapellenprediger und dem Hospitalpsarrer jedem eine. Als er in Steinbach 300 Stück Wild abgeschossen und auch ein Abschießen in Mauersberg gehalten hatte, kam er von Crottendorf nach Schlettau und fischte daselbst zwei Teiche. Hier ereignete sich's, daß der Bäcker Auersbach auf dem Teichdamm einen Fußfall vor dem Kurfürsten that und um Verzeihung seinen Herrn anflehete. Er hatte nämlich an seinem Krautzann ein Stück Wild am Fuß in einer Schlinge gefangen. Kurfürst: Was wolltest Dn damit machen? Bäcker: Ach, gnädigster Kurfürst und Herr, ich wollte dem Stück Wild nichts am Leben thun, sondern nur ein paar Schläge geben, weil es mir das Kraut ab- gefressen hatte. Kurfürst: Ja, Dir sollte man Schläge geben. Wenn ich Deines grauen Kopfes nicht scheute, wollte ich Dir weisen, wie Du mein Vieh hegen solltest, laß ich doch Dein Vieh auf meinem Grund und Boden gehen und zürne nicht darum, gehe und hüte Dich. Am 9. August 1628 hielt der Kurfürst ein Abschießen zwischen Steinbach und Grumbach, er erlegte dabei 570 Stiick Wild. Er ließ auch den Herrn Peter Versmann, Pfarrer zu Arnsfeld, vor sich predigen, und da ihm seine Gaben wohl gefielen, versorgte er nicht allein sein Haus mit Wildbret, sondern er befahl auch seinen Leibärzten, sie sollten den armen Mann, weil er wasser- süchtig war, doch heilen. Die Ärzte versuchten ihr Heil, trieben zwar das Wasser heraus, aber der Pfarrer fiel in die Schwindsucht, worau er starb. „Gesegne euch Gott, ihr Hölzer, ich sehe euch nicht wieder," waren die Ab- schiedsworte des Kurfürsten an sein erzgebirgisches Jagdgebiet. Die Fanfaren der kurfürstlichen Jäger sind in unserem Erzgebirge schon seit langer Zeit verstummt, der Reichtum an Wild ist verschwunden, dennoch ist die Poesie in unseren Wäldern nicht ganz dahin, denn noch hört man, wenn auch vereinzelt, in unseren Staatsforsten auf dem Kamme des Gebirges den Schrei des Hirsches und noch lacht in hoher Krone der Auerhahn! Nach Lungwitz. c. Jagdsronden der Obererzgebirger. Eine große Last waren die Jagddienste, welche die Unterthanen zu leisten hatten. Im Amte Crottendorf hatten von 302 Mann die eine Hälfte die Seile in die Wildhecken einzubinden, wieder aufzuheben und vor den Seilen aufs Wild zu warten; die andere Hälfte hatte die Netze, Tücher und Seile aufzuhängen und zu trocknen, sowie das Jagdzeug auf die Wolfsjagd zu fahren. Zu den Netzfuhren mußten auch die Hammermeister Vorspann leisten und er- hielten dann von den dienstpflichtigen Dorfschaften für 4 Pferde 16 Groschen, für 2 Pferde 8 Groschen. Außerdem hatten die Dorfschaften noch die Wild- bretfuhren, die Abfuhr des erlegten Wildes, zu leisten, die Hammermeister, zwei Jäger mit Jägerburschen, Hundebuben und Hunden, nach Gelegenheit der zuge- stellten Jagden mit Herberge und Mahl zu versorgen. Zn einer im Jahre 1564 beabsichtigten kurfürstlichen Jagd im Erzgebirge wurden erfordert: im
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