1900 -
Annaberg
: Graser
- Autor: Grohmann, Max
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Obererzgebirge.
litt ka iech net huchgelehrt redn
Sn wie's in Kerngbuch stiehl,
Sn ka ich doch singe un batn
:/: Un ah manch gebergsch Lied. :/:
9k' Snnntig da thu iech mich putzn,
No her iech de Predig mit oh,
Nooch flies) iech zun Schwasterle hntzn,
:/: Do sänne mer enannr när ah. :/:
S' Karschettl, es Tichl, es Schürzt
Js olles neiwaschn un schie',
De schwäbischn Aermln an Leiwl,
:/: Die ho iech gemanglt heit frieh. :/:
Wenn ohm'sd nooch Häm werd gange,
Sieht Schätzt mich sehnettich oh,
Un fragt mich: he Host ke Verlange,
:/: He, Schätzet, he brauchste sän Mo? :/:
Was latschte, wos patzschte mer wiedr,
Mach mir ner tan Meerettig nah,
De brauchst mich doch net erst ze froong,
De sift marsch an Aange schieh oh.
25. Lrzgebirger beim ersten sächsischen vslkstrachtensest.
An dem Festzuge des ersten sächsischen Volkstrachtenfestes am 5. Juli 1896
in Dresden haben auch die Erzgebirger sich beteiligt lind manche ihnen noch
eigentümliche Tracht aufgewiesen. Die erste Abteilung des erzgebirgischen Zuges
bildeten die Bergleute, und zwar zunächst die Farbenwerk- und Hüttenleute mit
Zimmerlingen und Maurern mit Musikkorps, sodann die Gruppe aus den Blau-
farbwerken in Oberschlema und Pfannenstiel. Der Gruppe aus dem Kupfer-
hammer „Grünthal" folgte die Gruppe der Kohlenbergleute. Dem Bergmannszug
schlossen sich noch Bauern und Hausierer ans dem Erzgebirge an. Hierzu
gehörten Lösfelhündler aus Beyerfeld, Spielwarenhändler aus Grünhainichen
und Kastenleute ans Jöhstadt. Den Schluß des Zuges bildete ein vollständig
ausgerüsteter erzgebirgischer Lastwagen, der vom Fuhrwerksbesitzer Israel in
Löbtau gestellt wurde.
Streiten ist an sich keine löbliche Eigenschaft, und am allerwenigsten scheint
ein sittlicher Grund vorzuliegen, die Erinnerung an einen Streit in einem
alljährlich wiederkehrenden, festlich begangenen Tage festzuhalten und ans die
kommenden Geschlechter zu vererben. Und doch haben unsere biederen sächsischen
Bergleute dies Ungeheuerliche fertig gebracht und sie feiern alljährlich ihren
„Streittag" als einziges und höchstes Bergfest, im Schneeberger Bergrevier und
auch wohl in anderen am Tage Maria Magdalena, den 22. Juli. Die Grundlage
dieses Festes bildet das gewiß begreifliche Verlangen der geplagten Bergleute,
wenigstens an einem Tage im Jahre von ihrer saueren Arbeit „tief unter der
Erd'" ausruhen zu dürfen. Denn im Dienste der Sicherheit und Regelmäßig-
keit des Betriebes giebt es bekanntlich im Bergbau keine eigentliche „Sonntags-
ruhe", sondern unablässig arbeitet im Schachte das sogenannte „Knnstgezeng"
weiter, wie das von dem auf der Halde stehenden Zechenhäuschen erklingende
Bergglöckchen mit seinem regelmäßigen „Kling" anzeigt. Zur Bedienung des
„Kunstgezeugs" aber, das den gesäurten für den Grubenbau unentbehrlichen
Maschinenbetrieb zur Entfernung bez. Nutzbarmachung der Grubengewässer, der
Förderung des Gesteins, Beförderung der Belegschaft, d. h. der Mannschaften,
n. s. w. zu ordnen hat, sind Menfchenkräfte unentbehrlich, und würde einmal
plötzlich das Bergglöckchen sein eintöniges „Kling" nicht vernehmen lassen, so
wäre die bange Furcht, daß die finsteren Mächte des Abgrundes wieder einmal
ihr unheimliches Zerstörungswerk begonnen haben, leider nur allzusehr begründet.
Da haben nun vor Zeiten — urkundlich läßt sich das Datum nicht genau fest-
2% Der Streittag.