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1. Das Obererzgebirge - S. 105

1900 - Annaberg : Graser
Das Obererzgebirge. 105 Der erzgebirgische Bergstaat zerfiel am Anfange unseres Jahrhunderts in das Oberbergamt und in das Oberhüttenamt zu Freiberg. Unter ersterem standen die Öberzehntner- und Austeilämter in Freiberg und im Obergebirge, wo wir finden die Bergämter Annaberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, Johann- georgenstadt mit Schwarzenberg und Eibenstock, Marienberg, Scheibenberg mit Oberwiesenthal. Außer den Steigern giebt es: Kunstarbeiter, Ganghäuer, Helfersknechte, Zimmerlinge, Doppelhäuer, Lehrhäuer, Siebsetzer, Treibelente, Haspelmeister, Nachtpocher, Gruben-, Wasch- und Scheidejungen. Eine Schicht umfaßt 4, 6 oder 8 Stunden. Im Annaberger Bergamte gab es 5 Schichten die Woche, weil Sonnabend frei war. Die Hänerglocke forderte zum Anfange auf. Seit 1595 wurde im Hut- oder Zechenhaufe vor Beginn Betstunde gehalten. Im Huthause wohnt der Steiger, der das Werkzeug bewahrt. Ist ein Arbeiter alt oder krank, so heißt er bergfertig. Die Büchsen- pfennige fließen in die Knappschaftskasfe. Ehemals gab es in jedem Bergamte einen verpflichteten Rutengänger. Für die Bergleute sind auch Getreidemagaziue angelegt worden. Sie sind frei von allen Abgaben. Schon der Bergknabe vom 6. Jahre an kennt und übt den Fleiß als eine der ersten Tugenden, und dadurch wird sie dem Bergmanne gleichsam zur andern Natur. Die Poch- und Scheidejungen müssen bei Karbatschenstrafe oder Vogelbolzen täglich ihre bestimmte Zahl Körbe voll Erz pochen, ja sogar die Feiertage in den Wochentagen nach und nach mit einbringen. Sie treiben einander häufig durch Wetten an. Wer z. B. zum Johannisfeste am ersten mit der bestimmten Arbeit fertig ist oder Schicht hat, heißt König oder Staats- lümmel und wird, mit Blumen oder Kränzen behängen, unter dem Voran- tragen einer roten Fahne mit Ehrenbezeigungen nach Haufe geführt. Den aber, der zuletzt Schicht hat, nennt man den faulen Lümmel und begleitet ihn, ihn mit diesem Namen neckend, nach seiner Wohnung. Ein Schacht ist eine viereckige Öffnung, die senkrecht in die Erde führt. Dahinein führen Fahrten oder Leitern. Die Absätze zum Ruhen heißen Böhnen. Das Innere ist ausgezimmert oder ausgemauert. Die Stölln führen wagerecht ins Gebirge und dienen zum Wasserabfluß, zur Zuführung frischer Luft und Abfuhr des Erzes auf Hunden. Gänge nennt der Bergmann nach ihrem Gehalte edel oder taub, mächtig oder leer. Fünftel, Schlägel, Bohrer sind Werkzeuge des Bergmanns. Das Zntage- fördern geschieht mit dem Haspel, an dem durch einen an dem Seile hängenden Kübel die Erze emporgewnnden werden. Tiefe Gruben brauchen den Göpel, welchen Pferde oder Wasser treiben. Das Wasser heben die „Künste" empor, deren Pumpen durch Räder getrieben werden. Bergbananteilscheine heißen Kuxe. Im Berggebiete war das Holz ein wichtiges Bedürfnis. Das Auszimmern der Schächte und Stölln, der Wasser- und Maschinenbau, die Schmelzöfen, Schmiedehammer, Siedewerke, Pechhütten und dergleichen verschlangen viel Holz. Schon im Anfange des 15. Jahrhunderts merkte man das. Der Bergbau, das damalige weit stärkere Brauwesen, die häufigen Brände nagten um die Wette an dem Kern der Waldungen. Hierdurch wurden die ersten Flößen ans holzreichen in holzürmere Gegenden veranlaßt.
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