1900 -
Annaberg
: Graser
- Autor: Grohmann, Max
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Obererzgebirge.
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züge, auf denen die Gewinnung jahrhundertelang bergmännisch betrieben
wurde. Vielfach sind diese Gänge zu Tage ausgegangen: Frühzeitig hat man
schon das Erz verwertet. Es ist wahrscheinlich, daß der Aufschwung der
Eisenhüttenwerke im 16. und 17. Jahrhundert zu suchen ist. Im 16. Jahr-
hundert entstanden Muldenhammer, Unter- und Oberblauenthal, Wildenthal,
Breitenbach, die Hämmer von Pöhla und Raschau. Im 17. Jahrhundert sind
gegründet Carlsseld und Wittigsthal. Vom Jahre 1660 stammt ferner die
„Hammerordnung" Kurfürst Johann Georgs Ii. für die Blechhämmer in
den Ämtern Schwarzenberg, Wolkenstein und Lauterstem. 1775 sind im Be-
zirke des Kreisamtes Schwarzenberg allein 18 Eisenhämmer, ohne die Wafsen-
und Drahthämmer, im Gange gewesen. Heutzutage sind von den alten Eisen-
hämmern noch Pöhla, Obermittweida, Erlahammer, Morgenröte, Rautenkranz,
Schönheiderhammer als Eisengießereien vorhanden. Der Hohofeubetrieb hat
ganz und gar aufgehört.
Es muß in der Zeit der Blüte dieser Eisenhämmer ein gar reges Leben
in den Gebirgsthälern gewesen sein. Da dampften die Hohöfen, die Gebläse
pfauchten, und hell erklang der Schall der mit der Hand geschwungenen Hämmer
zwischen den vereinzelteren dumpfen Schlägen des großen Hammers, den
Wasserkraft in Hub setzte. In den niederen schwarzen Hütten rührten sie sich
emsig, die rußigen Gestalten der Hammerschmiede, die um die Frischfeuer, die
Ambosse und Gießstätten herum thätig waren. Sie bildeten eine echte und
gerechte Zunft. Manche der ersten von ihnen im wilden Waldgebirge werden
stellenweise ihr bißchen Eisenstein selbst erst gegraben haben, um es dann zu
verschmelzen. Meist hatten sie jedoch nur sogenannte „Zerrenufeuer" und
„Blauöfen". Erstere sind Gebläseöfen gewesen, in denen nur Eisen geschmolzen
werden konnte, auch in letzteren konnte nur Harteiseu geschmolzen werden, doch
sind die Blauöfen gewissermaßen als Vorstufe der Hohöfen anzusehen. Ende
des 16. Jahrhunderts scheinen die ersten Hohöfen gebaut worden zu sein.
Hammerschmiede hießen die Gesellen dieser Hammermeister. Mitte des 18.
Jahrhunderts stellte man schon eiserne Kessel, Öfen, Ofentöpfe und dergleichen
Gußwerke her. Im 17. Jahrhundert, im Jahre 1683, hat man zu Carlsfeld
ein Eisenschmiedewerk angerichtet. Auch ein Pfannenschmiedewerk erstand. Die
Hauptsache war aber die Herstellung der Bleche. An die Blechhämmer schlossen
sich die zahlreichen Löffelschmiedereien an. Von diesem Gewerbe hat sich noch
ein bedeutender Rest erhalten. Nach Dr. gocooi.
b. In einer overerzgebirgischen Eisenhütte vor 50 Jahren.
Jedes Hammerwerk hat wenigstens einen Leiter, welcher ein technisch ge-
bildeter Mann sein muß, und einen Schichtmeister, dem das Rechnungswesen
anvertraut ist, während ersterem die technische Leitung des Werkes obliegt.
Zu dem Hohofen, in welchem der Eisenstein geschmolzen wird, gehören 1 Stein-
pocher, 2 Aufgeber, 2 Hohöfner und 1 Schlacken- oder Wascheisenpocher. Ehe
der Hohofen angeht, wird durch deu Leiter der untere Teil des Hohofens
eingebaut, was man Zustellen nennt; früher besorgte dies der Hohofenmeister.
Bei einem Stabhammer oder Frischfeuer, in welchem das rohe, durch den
Hohofen gewonnene Eisen ausgeschmiedet wird, arbeiten der Meister oder
Frischer, der Vorschmied, der Einschmelzer und ein Junge; zuweilen bei fran-
zösischen Feuern noch ein Fröner, welcher Vorschmiedsstelle dann mit versehen
muß. Die Arbeit der Hammerschmiede ist und bleibt wohl eine der schwersten