1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Medrow, P., Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Auch nn Bodenschätzen ist die Kolonie reich. Kohlen am Nyassa-See, Goldlager
am Viktoria-See; ferner Platina, Graphit, Granaten. Wichtige Handelsartikel
sind außerdem Elfenbein und Kopal, ein bernsteinähnliches Harz.
e) Verkehrsmittel, Hauptorle. Feste Landstraßen sind noch wenig vor-
handen. Die Neger tragen die Waren auf ihren Köpfen. Im Binnenlande sind
fast nur Hüttendörfer der Eingeborenen und vereinzelte deutsche Stationen.
Die wichtigsten Küstenorte sind var-es-Saläni (Stätte des Friedens) mit vortreff-
lichem Hafen, Sitz des Gouverneurs (20 T.), Bag a moyo (15 T.), Tanga (8 T.),
Lindi (4x/2 T.). Von Tanga, dem besten Hafen im Norden, führt eine Eisenbahn ins
innere Usambaragebiet, die bis zum Kilima-Ndscharo durchgebaut werden soll.
2. Oeuttch-Aüci^eslakrika, die zweitgrößte unserer Kolonien, ist Ists mal
so groß als Deutschland, hat aber nur 200000 Einwohner. Wie kommt das?
Die Küste ist wenig gegliedert und wegen der starken Brandung schwer zu-
gänglich. Die Versuche, durch Anlegung einer 500 in langen Mole in Swakop-
mnnd die Landnngsverhältnisse zu verbessern, haben sich nicht bewährt. Ein
mehrere Tagereisen breiter Wüstengürtel erschwert das Eindringen in das Innere.
Dieser Küstenstrich ist regenarm. Zwar herrscht 8w-Wind vor, aber da die
Dunstmassen, die er mit sich führt, infolge einer kalten Meeresströmung meist kühler
sind als die über dem Gestade ruhende Luft, so kommen sie nicht zur Abkühlung
und zum Niederschlag. .Tan und Nebelniederschläge bringen einige Feuchtigkeit.
Auch die das Innere bedeckende terrassenförmige Hochebene, aus der einzelne
Gebirgszüge (Karasgebirge 2000 m) hervorragen, ist nur mangelhaft bewässert.
Sie erhält im afrikanischen Sommer (Oktober—april) in der Zeit von 'Januar
bis April selten und dann nwlkenbrnchartigen Regen. Die meisten Flüsse, die
sich in den Atlantischen Ozean ergießen, liegen fast das ganze Jahr trocken da.
Eine Ausnahme machen die beiden Grenzflüsse Oranje und Knnene.
Infolge der mangelhaften Bewässerung bildet das Binnenland im Süden eine
fast baumlose, nur für Viehzucht geeignete Gras- und Bnschsteppe, die nur an den
Trockenbetten der Flüsse andauerndes Grün und hier und da auch einige Bäume
(Akazien) hat. Der etwas quellenreichere Norden ist fruchtbarer, hat besseren Gras-
wuchs und vereinzelt Wälder, in denen Affenbrotbanm und Fächerpalme vorkommen.
Die im Lande vorkommenden Bodenschätze: Kupfer, Marmor, Gold und
Edelgestein (Diamanten) können wegen der mangelhaften Verkehrsverhältnisse nicht
genügend ausgebeutet werden. Das wichtigste Verkehrsmittel ist augenblicklich
noch wie im Kapland der Ochsenwagen. Wenn die Eisenbahnen von Swakopmund
und dem guten Hafen Lüde ritzbucht einmal erst weiter ins Innere durch-
geführt sind, wird man die Hebung der Bodenschätze mit größerem Nachdruck
fördern können.
Die Bewohner. In der Mitte des Landes, in Damaraland,. wohnen die
schwarzbraunen Herero, südlich von ihnen die mehr gelbfarbigen Rama, nördlich
im Ovamlande die Ovambo. Die Rama, die einst das ganze Land besaßen,
gehören zum Stamme der Hottentotten. Sie sind klein, häßlich, ungemein träge
und machen in'der Not häufig räuberische Einfülle in das Land ihrer nördlichen
Nachbarn. Die Herero, ein kräftiger Volksschlag, treiben etwas Ackerbau, meist
aber Viehzucht, mit ihren zahlreichen Herden nomadisierend durch das Steppen-
land ziehend. Mit ihren Nachbarn im Norden, den stammverwandten Ovambo,