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1. Badisches Realienbuch - S. 71

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
71 I das Land verwaltet hatten, seinen festen Wohnsitz in Goslar, mitten im Lande der Sachsen. Diese mußten nun allein die Kosten des kaiserlichen Hofhaltes bestreiten. Heinrich erbaute sich mehrere Burgen, deren fränkische Besatzung oft arg im Lande hauste. Das alles erfüllte die Sachsen mit Mißtrauen und Erbitterung gegen den König. Sie empörten sich, wurden aber in blutigem Kampfe nieder- geworfen. In törichter Verblendung mißbrauchte Heinrich seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vii. solches von ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind.*) 3. Gregor Vii. bestieg 1073 den päpstlichen Stuhl. Er, der ehemalige schlichte Mönch Hildebrand, war einst aus einem französischen Kloster an den päpstlichen Hof gekommen und hatte den fünf vor ihm regierenden Päpsten als vertrauter Rat- geber gedient. Jetzt, da er selbst den päpstlichen Stuhl bestiegeu hatte, verfolgte er mit unbeugsamer Kraft das Ziel, die Kirche vollständig unabhängig von aller weltlichen Macht zu machen und alle Mißbräuche, die sich in sie eingeschlichen hatten, zu entfernen. Deshalb gebot er: 1. Kein geistliches Amt sollte mehr um Geld verkauft werden (Simonie, Apost.-Gesch. 8); 2. der Papst allein und kein Fürst hätte das Recht, Bischöfe zu ernennen und ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und Stab, zu geben (Investitur); 3. kein Geistlicher sollte verheiratet sein (Zölibat). 4. Heinrich im Bann. Unbektimmert um das päpstliche Gebot, besetzte Heinrich, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von ihm, daß er die durch Simonie in ihre Stellen gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Heinrich beachtete diese Forderung nicht. Dazu kam noch, daß er von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte deshalb, daß er ihn mit dem Bann belegen werde, wenn er nicht bald Beweise seiner Sinnesänderung geben werde. Darüber empört, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen. Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte: er sprach über den König den Bann aus und entband alle seine Untertanen von dem Eide der Treue. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Absetzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, einen anderen König wählen zu wollen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. 5. Reife nach Italien. Da entschloß sich Heinrich als Büßer nach Italien zu ziehen und sich mit dem Papste auszusöhnen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner edlen Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furchtbarer Weg. Es herrschte ein besonders *) Badische Geschichte, Abschnitt 6, 7, ö.
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