1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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ging er in Kleidern, die ihm seine Gemahlin oder seine Töchter gesponnen und
gewoben hatten. Bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in voller Majestät,
angetan mit einem golddurchwirkten Talar und geschmückt mit einer von Gold
und Diamanten strahlenden Krone. (Deutsche Jugend 4: Die Schule der Stutzer
und: Karl d. Gr. auf der Jagd.)
2. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern
nicht selten auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden
tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit
Heiligenbildern würdig aus. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er
Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen
schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn
ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt.
3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie
Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst
die Fürstensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner
Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im
Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem
Kopfkissen liegen, und nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor
und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. (Deutsche
Jugend 3: Wie Kaiser Karl schreiben lernte.)
4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht
lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er-
richtete verschiedene Schulen. An seinem Hofe hatte er eine Musterschule, worin
die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niederen, unterrichtet
wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der
Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber
ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner
Rechten antreten und sprach dann zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich,
daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort, — dann werde ich euch gar
herrliche Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu
seiner Linken und sprach: „Ihr Hochgebornen, ihr zierlichen und hübschen
Leutchen, die ihr traut auf eure Abkunft und mit Spiel und Nichtstun die Zeit
verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf
euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie
etwas Gutes zu erwarten." (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl Schul-
visitation hielt.)
5. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und
Elbe, lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle
beunruhigten.
Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, breiten Messer, das
sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Die ursprüngliche Heimat der Sachsen war der
südliche Teil der kimbrischen Halbinsel, das heutige Schleswig-Holstein. Auch einige
Inseln vor der Elbmündung hatten sie im Besitz. Von hier aus unternahmen sie ihre
kühnen Seeräuberfahrten nach der Nordküste Belgiens und Frankreichs. Sie zogen aus
ihrer Heimat aus, drangen in das Land ein, das zwischen Elbe und Rhein liegt und er-
warben sich durch eine List ein großes Stück dieses Landes. Ein sächsischer Jüngling, so
heißt es, habe von einem dortigen Bewohner einen Mantel voll Erde gekauft, sie über