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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 119

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
119 Von den am nördlichen Gebirgssuß gelegenen, villenreichen, vielbesuchten Städten Goslar, Harzburg, Ilsenburg, Blankenburg, Wernigerode führen gebahnte Wege in 3—4 Stunden durch prächtige Nadelwaldungen zum Gipfel. Auch eine Eisen- bahn schlängelt sich hinauf. Zu beiden Seiten begleiten uns Fichten und riesige Felsblöcke. Hier und da taucht eine menschliche Wohnung auf, von rußigen Gestalten bewohnt: es ist eine Köhlerhütte. Dicht dabei dampft der Meiler. Je höher wir kommen, desto feuchter und kälter wird die Luft. An die Stelle der schlanken Fichten treten daher krüppelhafte, mit langen Flechten besetzte Bäumchen, deren Gezweig infolge der starken Weststürme vorzugsweise nach Osten gerichtet ist. Auf dem Gipfel bedecken nur Moos, Gras, niederes Gesträuch, Heidekraut und die Brockenanemone, Hexenbesen genannt, den moorigen Boden. Ein Gast- haus ladet zur Einkehr ein; vor dem Hause steht ein Aussichtsturm. Aber nicht allzuoft läßt der Brocken den Harzwanderer seine schöne Fernsicht auf 90 Städte und 100 Dörfer genießen. Ringsum auf der Brockenspitze liegen eine Menge Felsen von mancherlei Gestalt und Namen umher. Da gibt es einen Hexenaltar, eine Teufelskanzel, ein Hexenwaschbecken, einen Hexenbrunnen usw. Die Bodenschätze: Eisen, Blei, Kupfer, Silber und der Tal und Hänge überziehende Wald sind die Haupterwerbsquelle der Bewohner. In den sieben Bergstädten Klausthal, Andreasberg, Zellerfeld, Grund, Altenau, Lautenthal, Wildemann wohnen zahlreiche Bergleute. Der Fremdenstrom, der sich jährlich in den Harz ergießt, bietet dem Bewohner Ersatz für den Rückgang des Bergbaues. In dem zur Provinz Sachsen gehörenden Mansfelder Hügelland wird über zwei Drittel des Kupfers von Deutschland gewonnen. Der Harz, ein regen- und quellenreiches Gebirge. Die jährliche Regenmenge des Harzes (200 Regentage) würde aufgestaut den Boden etwa 1,70 Meter hoch bedecken. Da brauchen wir uns nicht zu wundern, daß so zahlreiche Büchlein und Flüsse zur Ebene herabeilen. Durch die Schönheit und Wildheit ihres Tales ist die Bode berühmt. Während die Bode in östlicher Richtung ihre Gewässer der Saale und damit der Elbe zuführt, eilt die Oker, die die liebliche „Prinzessin Ilse" und andere Harzbächlein aufnimmt, in nördlicher Richtung durch Braun- schweig und Hannover zur Aller. Einwirkung der Gebirge auf die niederschlage. Im Gebirge regnet und schneit es viel häufiger als in der Ebene. Im Norddeutschen Tieflande z. B. erreicht die jähr- liche Regenmenge nur eine Höhe von 70 cm, in den Alpen stellenweise 2 m, an der West- küste von Nordengland sogar 3*/, m. Sobald nämlich die Luft über das Gebirge zieht und zu steigen gezwungen ist, kühlt sie sich ab und läßt ihren Wassergehalt als Regen, Schnee usw. niederfallen. Infolge dieses reichen Niederschlags sind die Gebirge auch die Geburtsstätten der fließenden Gewässer. Hierbei leistet der Wald bedeutende Dienste. Unter seinem kühlen Laubdache, sowie unter seiner dichten Moos- und Pflanzendecke bleibt das Wasser lange Zeit vor Verdunstung geschützt. Aus dem in die Erde gesickerten Wasser bilden sich dann zahlreiche Quellen, die nach allen Seiten hin ins Land hinabeilen. Durch den Waldreichtum tragen die Gebirge aber auch zur Bildung neuer Wolken bei. Denn nicht alle Niederschläge verwandeln sich in Quellen. Fast die Hälfte des Niederschlags wird aus dem Erdboden durch die Bäume mit ihren Wurzeln aufgesogen; der kleinere Teil davon dient als Nahrung, der größere Teil aber steigt als Wasserdampf aus den Blättern in die Luft empor. Es ist somit leicht erklärlich, daß die Umwohner eines Ge- birgswaldes mehr Regen haben als die weit entfernt Wohnenden. Welche Veränderung würde die Ausrottung der Wälder hervorbringen?
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