1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
170
Dl© asiatische Cürkei. (3 mal so groß wie Deutschland. — 16 M. E.)
Sie umfaßt Kleinasien, Syrien, Armenien und Mesopotamien und
steht unter der Herrschaft des türkischen Sultans.
1. Kleinasien. Die ganze Halbinsel ist eine wellige Hochfläche, die mit
höheren Randgebirgen umgeben ist. Die Regenwolken entladen sich meist schon
am äußeren Rande der Gebirge, weshalb das Land im Innern regenarm ist.
Infolge der Dürre enthält das Innere große Sandwüsten. Die kleineren Flüsse,
die dem inneren Rande entquellen, schleichen den Tälern der Mitte zu, wo sie
langsam verdunsten. Dadurch entstehen große Schilfsümpfe oder stellenweise durch
Auslaugung des salzhaltigen Bodens Salzsümpfe. Nur die niedrigen Küsten,
sowie die sie umgrenzenden Bergabhünge sind gut bewässert lind ungemein frucht-
bar. Hier gedeihen Wein, Südfrüchte und Baumwolle, und in den Wäldern
findet man immergrüne Eichen, sowie Johannisbrot- und Maulbeerbäume. In
den Randgebirgen des Westens wird viel Meerschaum, an der Westküste viel
Badeschwamm gefunden.
Haupt orte sind Smyrna (225 T.), die wichtigste Handelsstadt der ganzer
asiatischen Türkei und Sknlari, die asiatische Vorstadt von Konstantinopel.
2. Syrien rnil Palästina, a) Syrien. Ganz Syrien ist eine Hoch-
ebene, die vielfach von Gebirgen (im W. der Libanon, im O. der Antilibanon)
durchzogen ist und besonders im Osten sandige Wüsten aufzuweisen hat. Die
Hauptstadt Syriens ist Damaskus (260 T.). Sie liegt in einer reich bewässerten
und daher sehr fruchtbaren Ebene. Der wichtigste Handelshafen ist jetzt Beirut.
Der schmale, sandreiche Küstenstrich zwischen dem Mittelländischen Meere und
dem Libanon war das alte Pyönizicn. Die ehemals so berühmten Hauptstädte dieses
Landstriches, Tyrus und Sidon, sind jetzt zu ärmlichen Flecken herabgesunken.
b) Valäklina. Den südlichen Teil Syriens bildet Palästina. Ehemals
hieß es Kanaan. Seine Fruchtbarkeit war so groß, daß man es das Land,
„darinnen Milch und Honig fließt", nannte. Daher war es auch möglich, daß
in dem kleinen Lande 5 Millionen Menschen leben konnten. Jetzt aber ist die
Pracht des Landes verschwunden. Durch Kriege und Erdbeben, ganz besonders
aber durch die Raubgier der türkischen Paschas, ist das Land in Elend versunken,
und nur räuberische Beduinen durchziehen es mit ihren Pferden, Kamelen und
Ziegen. Die Berge sind entwaldet und daher auch die Büche versiegt. Auf dev
weiten Auen wachsen Dornen und Disteln, und unter den Schutt- und Trümmer-
haufen der zerfallenen Städte hausen Schakale und Wölfe. An einigen Stellen,
am Abhange des Libanon und am Karmel, haben deutsche Landsleute wieder
fruchtbare Gefilde geschaffen. Der Hauptfluß Palästinas ist der Jordan. Er
durchstießt den fischreichen, ringsum von Bergen eingeschlossenen See Genezareth
und mündet in das Tote Meer.
c) Das "Cotc sßeer liegt in einem furchtbar heißen Gebirgskessel. Ringsum
ist es von Kreidefelsen mit tiefen, vom Regen durchfurchten Schluchten umgeben.
Das Wasser des Sees enthält etwa 25 °/o feste Bestandteile (Salze) und hat
einen bittersalzigen Geschmack. Kein Mensch, kein Tier mag davon trinken, und
weder Fisch noch Muschel kann darin leben. Wer sich in dem See badet, wird
von dem Wasser fast in die Höhe gehoben und schwimmt wie ein Stück Holz