1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Sieh, jetzt fühlst du einen stecheirden Schmerz. Eine Ameise ist wütend an dir
emporgekrochen, hat dich verwundet und in die Wunde eine Säure gespritzt.
Diese fließt ans einer Drüse am Hinterleibe hervor und verursacht den stechenden
Schmerz. Schlage schwach mit der Hand auf den Ameisenhaufen und rieche an
der Hand! Sie riecht stark. Der Geruch stammt von jener Säure, der Ameisen-
säure, her. Betupfst du die schmerzende Stelle mit etwas Salmiakgeist, so läßt
der Schmerz sofort nach.
2. Vermehrung. In jedem Ban leben Weibchen, Männchen und Arbeiter.
Die Arbeiter sind die eigentlichen Bauleute. Sie sind immer ungeflügelt, die
Männchen und Weibchen aber haben zuerst Flügel. Die ersten Männchen und
Weibchen fliegen im Mai und Juni aus. Die Männchen sterben bald darauf.
Die Weibchen gründen entweder neue Ansiedelungen oder kehren ins Nest zurück.
Ihre Flügel verlieren sie. Jedes Weibchen legt im Laufe des Sommers mehrere
Tausend Eier. Diese sind sehr klein und ganz weiß. Nach einigen Tagen
schlüpfen aus ihnen weiße Larven aus, die sich nach 14 Tagen verpuppen. Die
Puppen werden fälschlich Ameiseneier genannt. Aus ihnen kriechen nach zwei
bis vier Wochen die jungen Ameisen hervor. Die Sorge für die Brut liegt be-
sonders den Arbeitern ob. Sie sind die sorgsamsten Kinderwärter. So öffnen
sie des Morgens — vorausgesetzt, daß es nicht regnet — die verrammelten Zu-
gänge, tragen die Puppen an die Sonne oder holen Süßigkeiten aus Blüten
und Früchten, um die Larven oder Jungen zu füttern. Andere sind mit dem
Ausbau des Nestes beschäftigt oder stehen am Eingänge Wache, um jeden Ein-
dringling abzuhalten. Gegen Abend werden die Puppen in das Nest gebracht
und alle Eingänge mit Kiefern- oder Fichtennadeln versperrt.
3. Nahrung. Honig, Obst, Zucker, Sirup u. a. Süßigkeiten sind ihre Lieb-
lingsspeisen; doch fressen sie auch tote Tiere, wie Käfer, Mäuse, Frösche und
Raupen, bis auf Haut und Knochen auf. Sie werden dadurch die „Straßen-
reiniger des Waldes". Die Blattläuse sind ihre „Milchkühe". Zu ihnen kriechen
sie gern auf Baum und Strauch. Diese Tierchen sondern nämlich ans dem
Hinterleibe einen Saft aus, den die Ameisen gern lecken. Damit die Absonderung
schneller vor sich gehe, belecken sie die Blattläuse und streicheln sie mit den
Fühlern: sie „melken" sie. Zuweilen tragen die Ameisen ihre Milchkühe von
trockenen Zweigen auf frische, saftige Pflanzen. Auch setzen sie wohl eine Blatt-
lausgesellschaft mit ihrem Neste durch einen verdeckten Gang in Verbindung.
54. Die I)ainicbnecke.
1. Fühlhörner. Die Hainschnecke ist ein Liebling der Kinder. Sie nehmen
sie gern in die Hand und singen dann: „Schneck' im Haus, komm heraus, strecke
deine Hörner aus!" Und wunderbar! Die Schnecke kommt wirklich langsam
aus ihrem Gehäuse hervorgekrochen und streckt ihre Hörner aus. Nicht als ob sie
das Lied verstanden hätte, sondern sie fühlt sich sicher und möchte daher weiter
kriechen. Die vier Hörner aber streckt sie aus, um zu tasten und — zu sehen.
Die beiden unteren und kleineren Hörner sind nämlich Fühlhörner. Auf den
beiden oberen und größeren Hörnern aber sitzen die Augen. Sie sehen aus wie
schwarze Punkte. Doch kann die Schnecke wahrscheinlich gar nicht mit ihnen
sehen. Die Hörner kann sie einziehen, indem sie sie nach innen stülpt.