1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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wieder an Zucht und Ordnung zu gewöhnen. Aufs neue wurde der Orden von Polen
besiegt und mußte im Frieden zu Thorn 1466 Westpreußen an Polen abtreten. Ost- 1466
preußen behielt er als polnisches Lehen. Um die Macht des Ordens zu heben, wurde der
Markgraf Albrecht aus dem mächtigen Hause Brandenburg zum Hochmeister gewählt.
Dieser trat 1525 zur lutherischen Lehre über und verwandelte das Ordensland in ein
weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit. Als sein Sohn 1618 starb, erbte
Johann Sigismund das Land.
2. ^riectricb Mlkelm cter Große Kurfürst* 1640—1688.
1. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des
Dreißigjährigen Krieges geboren. Als er 14 Jahre alt war, schickte ihn sein
Vater nach Holland, damit er sich in den Wissenschaften und in der Kriegskunst
ausbilde. Zugleich lernte er dort ein geordnetes Staatswesen kennen, in dem
Welthandel, Landwirtschaft und Gewerbe blühten. So wurde der vierjährige
Aufenthalt für ihn von großem Nutzen. Als man ihn im Haag zu einem aus-
schweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern und
meiner Ehre schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Dann begab er sich zu dem
Prinzen von Oranien, der im Felde stand. Dieser freute sich über den tugend-
haften Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer
sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen."
2. Der Regierungsanfang Friedrich Milhelms. Als Friedrich Wilhelm
die Regierung antrat, wütete in Deutschland noch immer der Dreißigjährige
Krieg. Sein Vater, Georg Wilhelm, war, wie die meisten deutschen Fürsten,
von den Schweden abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür
nahmen die Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie setzten sich in der
Mittel- und Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Weil die Felder
nicht bebaut wurden, entstand eine entsetzliche Hungersnot. Dazu wütete die
Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo meilenweit die Dörfer leer
standen. Berlin hatte nur noch 300 Bürger und zwar ganz verarmte. Friedrich
Wilhelm war fast machtlos in seinem Lande; denn die Offiziere in seinen
Festungen hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser Treue geschworen. Einige ver-
weigerten dem Kurfürsten geradezu den Gehorsam. Zudem waren die Truppen
zuchtlos und hausten ebenso furchtbar im Lande wie die Schweden.
Der Kurfürst löste die ungehorsamen Regimenter auf und ließ fortan die
Truppen in seinem Namen anwerben. Um seinem Lande die Kriegslasten zu
erleichtern, schloß er einen Wastenstillstand mit den Schweden. Doch behielten
diese Pommern, das durch Erbschaft an Brandenburg gefallen war, in Besitz.
(Über Entschädigung im Westfälischen Frieden s. S. 51!)
3. Der Große Kurfürst wird unabhängiger Herzog in Ostpreußen.
Seit Johann Sigismund besaßen die Kurfürsten von Brandenburg Ostpreußen
als polnisches Lehen. Zur Zeit des Großen Kurfürsten entstand zwischen Polen
und Schweden Krieg. Der König von Schweden siegte über Polen und nötigte
den Kurfürsten, ihn als Lehnsherrn in Ostpreußen anzuerkennen und sich mit ihm
zu verbünden. Der Polenkönig, darüber entrüstet, drohte dem Kurfürsten, ihn in
einen Kerker werfen zu lassen, wo weder Sonne noch Mond scheine. Friedrich
Wilhelm aber rückte in Gemeinschaft mit den Schweden gegen die Polen vor,
und so kam es zur dreitägigen Schlacht bei Warschau, in der die Polen eine