1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen
hatte, eine bestimmte Summe Zahlen.
5. ^sbakskouegiuni. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im
Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl
Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Oft
benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige
Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt;
der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn
er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie
der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der
König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste
stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und
Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte.
6. Hufuabme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz-
burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Viele
weigerten sich und entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber
nahm dieselben in sein Land auf und gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit
seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien,
Vieh und Ackergerät.
7. Hls Candesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es
in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum
Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre
alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat
er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze
an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber
hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen
wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!"
Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte
er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der
Sonne nicht." Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben,
Franken und Niedersachsen bebauen. Auf feinen Domänen in Litauen befreite
er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte
er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den
Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- und Peitschenschlägen
zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erste Mal mit sechs-
wöchigem Karren, das zweite Mal mit dem Strange bestraft werden. In
Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit
inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes
als inländisches Tuch zu tragen. Um die Bildung des Volkes zu heben,
ließ er nach und nach über 1800 Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom
6. bis zum 12. Jahre die Schule besuchen, und wenn es nicht lesen und
schreiben gelernt hatte, sollte es nicht aus der Schule entlassen werden. Für
arme Kranke ließ er in Berlin die Charitee erbauen, ein großes Krankenhaus, in
dem gleich im ersten Jahre 300 Kranke Pstege fanden.
8. Ood. Schon in seinem 52. Jahre raffte ihn der Tod hinweg. Seinem
Sohn und Nachfolger hinterließ er ein trefflich eingeübtes Heer von 83000 Mann
und einen Staatsschatz von 26 Millionen Mark.