1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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zieht es am Kumt, das, über den Hals gehängt, vor der Brust liegt und an
dem die Zugstränge sitzen. Auch hat die Brust Raum für große Lungen. Da-
her die Ausdauer im Laufen. Der Rücken ist sanft gewölbt. (Vorteil?) Die
Beine haben feste Schenkel und breite Hufe. Deshalb ermüden sie nicht so leicht.
Nach dem Laufe legt sich das Pferd nicht nieder wie z. B. der Hund. Furcht-
bare Stärke besitzt es in den Hinterbeinen. Mit ihnen schlägt es hinten aus
und streckt Menschen und Tiere zu Boden, wenn sie ihm übelwollen. Das Haar
ist kurz. Im Winter verlängert es sich, um besser gegen Kälte zu schützen.
Im Frühlinge fallen die langen Haare aus und werden durch kurze ersetzt.
Der Schwanz trägt einen langen Haarschweif. Mit ihm wehrt sich das Pferd
Fliegen und Bremsen ab. Hals und Nacken sind vor ihrem Stich durch eine
Mähne geschützt. Das Gehör ist scharf. Die Ohren können jedem Geräusch
entgegengewandt werden.
Der Fuß des Pferdes gibt durch seinen Bau zu Irrtümern Veranlassung. Der Teil
des Beines, den wir für den Oberschenkel halten, ist der Unterschenkel; das vermeintliche
Knie ist die Fußwurzel (Fußbeuge) und der für den Unterschenkel gehaltene Teil der
Mittelfuß. Der Oberschenkel liegt sowohl bei den Vorder- wie bei den Hinterbeinen im
Rumpfe des Tieres, ist also äußerlich gar nicht sichtbar. An den langen Mittelfuß schließt
sich eine dreigliedrige Zehe, deren Endglied von einem Hornschuh (Huf) umgeben ist.
4 Zehen des ursprünglich fünfzehigen Fußes sind verkümmert, eine hornartige Stelle
an der Innenseite („Kastanie") gilt als Rest der großen Zehe. — Das Alter eines Pferdes
erkennt man an den Schneidezähnen. Zwischen dem vierten und fünften Jahre werden
nämlich die Milchzähne, die bis dahin ausgefallen sind, durch die „Pferdezähne" ersetzt.
Diese zeigen auf ihren Schneiden schwarzbraune Grübchen („Kunden" oder „Bohnen), die
nach bestimmten Jahren in einer feststehenden Reihenfolge wieder verschwinden.
2. Vegabung. Das Pferd besitzt ein vortreffliches Gedächtnis. Es erkennt
den Weg, den es einmal gemacht hat, genau wieder. Am bekannten Kreuzwege
ist es nicht im Zweifel, welchen Weg es zu nehmen hat, und widersetzt sich dem
irrenden Führer. Auch den Gasthof, in dem es einmal eingekehrt ist, erkennt es
wieder. Hartnäckig hält es still, wenn der Kutscher vorüberfahren will. An
2—4 Stunden Schlaf hat es genug; oft schläft es stehend. Das Soldatenpferd
liebt den Trompetenton und scharrt beim Klange der Trompete freudig mit den
Vorderfüßen. Mitten im Getümmel der Schlacht hält es standhaft unter Pulver-
dampf und Kanonendonner aus und achtet der erhaltenen Wunden nicht. An
der Leiche des gefallenen Reiters senkt es schmerzerfüllt den Kopf. Im Zirkus
erregt das Pferd durch feine Gelehrigkeit Bewunderung und Erstaunen.
3. Kassen. Das schönste, ausdauerndste und verständigste Reitpferd hat
der Araber für sein Krieger- und Rüuberleben in der Wüste erzogen. Englische
Züchter haben unter Benutzung arabischer Hengste das englische Vollblut erzogen,
dessen Herz 1^2 mal so schwer ist als das gewöhnlicher Pferde, und das auf der
Rennbahn durch außerordentliche Geschwindigkeit glänzt. In Preußen ist das
Muster des Militärpferdes gebildet worden, der Trakehner, der Schnelligkeit mit
Ausdauer und Genügsamkeit vereint. Beliebte Arbeitspferde sind das 1 m hohe
englische Karrenpferd, der massige Belgier und der schwere Schleswiger.
88. Das Rind.
1. Körperbau. Das Rind ist nicht so schön gebaut wie das Pferd. Es
sieht vielmehr etwas plump aus. Der Nacken ist stark (Stiernacken). Vorteil: