1900 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da eilte er nach Wittenberg und
predigte 8 Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß
diese die Stadt verlassen mußten.
7. Luthers Tod. Im Jahre 1546 machte Luther eine Reise nach Eis-
leben. Dort starb er. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort
in derselben Kirche beigesetzt, an deren Thür er einst die 95 Thesen ge-
schlagen hatte.
26. Der Bauer im Alittelalter und der Bauernkrieg.
1. Frondienste. Ursprünglich lebten die Fürsten und Grundherren von den
Einkünften ihrer eignen Güter (Domänen). Als sie aber später die Domänen ihren
Beamten und Dienern zur Bewirtschaftung übergaben, da ließen sie sich von diesen
ihren „hörigen Bauern" nicht nur die Lebensmittel in die Küche liefern, sondern
auch die Dienste verrichten, die in der herrschaftlichen Haushaltung vorfielen.
Zu bestimmten Zeiten mußten die „Gefälle" (wie Gänse, Hühner, Schweine, Fische,
Butter, Eier, Korn, Kessel, Töpfe u. s. w.) entrichtet werden. In späterer Zeit traten an
die Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Steuern genannt wurden.
Manche hörige Bauern mußten am Hofe die Öfen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz
spalten, Nachtwachen leisten, Botengänge verrichten u. dgl. Zuweilen auch mußte der Bauer
mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten und ihm Holz, Mehl, Steine u. s. w. herbei-
fahren, seinen Acker bestellen oder die Ernte besorgen.
Die Kinder eines hörigen Bauern waren verpflichtet, bei ihrem Grundherrn
in Dienst zu treten. Ein Handwerk zu erlernen oder in die Stadt zu ziehen, war
ihnen ohne Zustimmung des Gutsherrn nicht gestattet. Der Bauer war zum
Leibeignen seines Herrn herabgesunken.
2. Bauernelend. Der Bauer war dazumal meist ein recht armer Mann.
Er hatte kaum Zeit, sein kleines Feld zu bestellen; denn er mußte für seinen
Herrn 3 bis 4 Tage in der Woche mit seinem Gespann arbeiten. Dazu kam
noch, daß ihm feine Ernte oft von dem zahllosen Wilde fast ganz vernichtet
wurde. Wehe ihm, wenn er fich's einfallen ließ, ein Stück Wild totzuschlagen!
Ein Hase kostete schon 100 Thaler Strafe. Die schlimmsten Feinde des Bauern
aber waren die fremden Ritter. Wenn diese mit einem Herrn in Fehde lagen,
so überfielen sie meist seine Bauern, trieben ihnen das Vieh von der Weide und
steckten ihnen Haus und Hof in Brand.
3. Der Bauernkrieg. Als nun Luther von evangelischer Freiheit und
Gleichheit vor Gott predigte, da meinten die Bauern an vielen Orten, auch hier
auf Erden müsse Freiheit und Gleichheit herrschen. Religiöse Schwärmer, wie
Thomas Münzer in Mühlhausen u. a., bestärkten das Volk in diesem Glauben
und zogen mit bewaffneten Haufen sengend und brennend im Lande umher.
Überall, wohin sie kamen, erschlugen sie die Fürsten und Herren und richteten
Gütergemeinschaft ein. An die Mansfelder Bergleute schrieb Münzer: „Lasset
euer Schwert nicht kalt werden von Blut!" Luther, der anfänglich zum Frieden
geraten hatte, forderte jetzt die Fürsten ans, mit dem Schwerte dreinzuschlagen
und kein Erbarmen mit den räuberischen und mörderischen Bauern zu haben.
Bald zogen der Kurfürst von Sachsen, der Landgraf von Hessen u. a. Fürsten
mit ihren Scharen nach Thüringen, wo Thomas Münzer mit seinem Anhange
arg gehaust hatte. Bei Frankenhansen kam es (1525) zum Kampfe. Münzer
hatte 8000 Mann um sich versammelt. Die Fürsten, deren Heeresmacht weit