1900 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Dann verfolgte er den Dänenkönig Christian, der von Tilly bei Luther am Baren-
berge geschlagen war und auf seine Inseln flüchtete. Da Wallenstein ihm aus
Mangel an Schiffen nicht folgen konnte, so belagerte er Stralsund, das sich
weigerte, eine kaiserliche Besatzung aufzunehmen. Dieses aber wurde von der
Seeseite durch schwedische und dänische Schiffe unterstützt. Deshalb mußte Wallen-
stein die Belagerung aufgeben.
6. Wattensteins Absetzung. Wallensteins Scharen verübten in katholischen
wie in protestantischen Ländern die größten Erpressungen und Ausschweifungen.
Wohin sie kamen, gingen Dörfer und Städte in Rauch auf. Was die rohen
Soldaten nicht verzehren konnten, verdarben sie aus Mutwillen. Immer lauter
wurden die Klagen der Fürsten und Völker. Da berief der Kaiser 1630 die
Kurfürsten nach Regensburg. Alle erhoben hier schmerzliche Klagen über Wallen-
stein und sein Heer; alle verlangten die Entlassung Wallensteins und seiner
Scharen. Da willigte der Kaiser ein, und Tilly wurde zum alleinigen Feldherrn
des Heeres ernannt. Wallenstein nahm seine Entlassung scheinbar gleichgültig
auf und zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück.
7. Gustav Adolf. Kaum hatte der Kaiser Ferdinand Wallenstein entlassen
und damit auf seine militärische Macht verzichtet, da erschien ein neuer Feind.
Es war Gustav Adolf, der König von Schweden. Im Jahre 1630 landete er
mit 15 000 Mann auf der Insel Usedom und vertrieb die kaiserlichen Truppen
aus Mecklenburg und Pommern. Durch Zureden und Drohungen brachte er
die Herzöge dieser Länder und den Kurfürsten von Brandenburg dahin, ein
Bündnis mit ihm zu schließen. Ebenso verband sich die Stadt Magdeburg mit
ihm. Fast alle übrigen protestantischen Fürsten und Stände wollten sich
ihm, einem Fremden, nicht anschließen, um gegen ihre deutschen Brüder zu
kämpfen.
8. Zerstörung Magdeburgs. Tilly wandte sich nun zuerst gegen Magde-
burg, das von dem schwedischen Obristen Dietrich von Falkenburg verteidigt
wurde. Nachdem er mehrere Wochen die Stadt belagert und mit Kanonen be-
schossen hatte, gab er eines Morgens das Zeichen zum Sturm. Kaum hatten
jedoch seine Leute die Mauern erstiegen, da loderte an verschiedenen Stellen
Feuer auf, verborgene Pulverminen entzündeten sich, und in kurzer Zeit stand
die ganze Stadt in Flammen. Am Abend des Tages lag Magdeburg in Schutt
und Asche. Nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten an der Elbe
waren übrig geblieben. Tilly brach beim Anblick der rauchenden Trümmer in
Thränen aus. Den Untergang Magdeburgs hatte er am meisten zu beklagen,
da ihm dadurch ein wichtiger Stützpunkt verloren ging.
9. Tillys Tod. Von Magdeburg zog Tilly nach Sachsen, um den Kur-
fürsten von Sachsen zum Anschluß an den Kaiser zu zwingen. Dieser aber
schloß sich den Schweden an und rief Gustav Adolf zu Hilfe. Tilly hatte bei
Breitenfeld unweit Leipzig Stellung genommen. Dort -wurde er von den
schwedisch-sächsischen Truppen völlig geschlagen. Aus 36 Schlachten war er als
Sieger hervorgegangen; hier erlitt er die erste Niederlage. Im folgenden Jahr
1632 wurde er am Lech abermals besiegt und dabei am Knie tödlich verwundet.
Seine trauernden Soldaten brachten ihn nach der Festung Ingolstadt, wo er
15 Tage darauf starb.
10. Wattensteins Wiedereinsetzung. Durch den Tod Tillys war der Kaiser