1900 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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in große Not geraten. In seiner
bedrängten Lage wandte er sich an
Wallenstein und bat ihn, ein neues
Heer zu werben. Darauf hatte
dieser gewartet. Anfangs benahm
er sich kalt, sagte aber endlich zu.
Wie durch einen Zauberschlag schuf
er in wenig Tagen eine neue
Armee. „Das Heer ist da, nun
schickt einen Führer!" schrieb er nach
Wien. Und nochmals mußte ihn
der Kaiser bitten, den Oberbefehl
selbst zu übernehmen. Wallenstein
sagte zu, forderte aber unum-
schränkte Gewalt über sein Heer.
Der Kaiser bewilligte alles.
11. Lützen. 1632. Mit dem
neuerworbenen Heere stellte er sich
Gustav Adolf gegenüber. Bei Lützen,
nicht weit von Leipzig, kam es zur
Schlacht. Es war ein harter Kampf.
Nach vierstündiger blutiger Arbeit
neigte sich der Sieg ans die Seite
der Schweden. Da erhalt Wallen-
stein Verstärkung durch neue Truppen
und drängt die Schweden zurück. Als Gustav Adolf dies sieht, eilt er in die
weichenden Reihen, um die Ordnung wiederherzustellen. Sein kurzes Gesicht
bringt ihn aber dem Feinde zu nahe. Da bekommt sein Pferd einen Schuß
durch den Hals, ein zweiter zerschmettert dem Könige den linken Arm, und
gleich darauf erhält er einen Schuß in den Rücken, der ihn tötet. Sein blut-
beflecktes Pferd jagt wiehernd durch die Reihen der Schweden und verkündet
ihnen das Schicksal ihres Führers. Mit großer Erbitterung über den Verlust
ihres Königs dringen diese von neuem auf Wallenstein ein. Aber erst die ein-
brechende Nacht machte dem schrecklichen Kampfe ein Ende.
12.' Wallensteins Tod. Nach dem Tode Gustav Adolfs wäre es Wallen-
stein leicht gewesen, die Feinde des Kaisers einzeln anzugreifen und zu schlagen.
Allein er hielt sich geraume Zeit ganz ruhig in Böhmen und knüpfte mit den
Sachsen und Schweden Unterhandlungen an. Da ächtete ihn der Kaiser, und
Wallenstein, der nun förmlich von ihm abfiel und mit den Schweden unter-
handelte, eilte mit 5 Regimentern nach Eger, um hier Schutz zu suchen. Aber
3 Obersten aus der Besatzung stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und be-
schlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden des Herzogs Freunde abends beim
Mahle niedergemacht. Noch in derselben Nacht wurde der Hauptschlag vollführt.
Der Herzog war früh zu Bett gegangen, nachdem er sich vorher noch lange mit
Sem, seinem Sterndeuter, unterhalten. Es war 11 Uhr. Der Sturm heulte;
die Fenster klirrten. Da stürmte einer der Hauptanführer mit seinen Dragonern
die Treppe hinauf. Ein Kammerdiener wurde im Vorzimmer niedergehauen, ein
andrer entsprang mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Durch diesen Lärm