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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 46

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
46 noch immer der dreißigjährige Krieg. (S. 40.) Sein Vater, Georg Wilhelm, war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten furchtbar von ihnen zu leiden. Als die Feinde den letzten Thaler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hungersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte nur noch 300 ganz verarmte Bürger. In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des 30 jährigen Krieges geboren. 14 Jahre alt, wurde er von seinem Vater nach Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn in Haag zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Sofort begab er sich zu seinem Ver- wandten, dem Prinzen von Oranien, der im Felde stand. Dieser freute sich über den tugendhaften Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines.landes vor völligem Untergange. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast vollständig machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin; die Offiziere in seinen Festungen aber hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. So kam es, daß einige Offiziere ihm geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größtenteil auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen an- werben. Anfänglich betrug seine Heeresmacht nur 3000 Mann, vergrößerte sich aber bald auf 8000 — später sogar auf 30 000. Das war das erste stehende Heer in Bran- denburg. — Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichtern, schloß er einen Vertrag mit den Schweden. Doch behielten diese Pommern, das durch Erbschaft an Branden- burg gefallen war, in Besitz. — Als dann endlich 1648 der westfälische Frieden ge- schlossen wurde, erhielt er zu seinem Verdrusse nur Hinterpommern, als Ersatz für Vor- pommern jedoch die Bistümer Halberstadt und Minden sowie das Erzstift Magdeburg. 4. Als Landesvater. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der große Kurfürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines hartbedrängten Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne ver- schaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in frucht- bare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflanzt hätte. Um die Steuern gleichmäßiger zu verteilen, führte er die Verbrauchssteuer ein, d. h. für alles eingeführte Fleisch und Mehl mußte an den Thoren eine Abgabe gezahlt werden. (Bisher zahlten nur die Hausbesitzer Steuern.) Um den Handel zu heben und armen Leuten Verdienst zu schaffen, ließ er die Oder mit der Spree durch den Friedrich- Wilhelms-Kanal verbinden. Auch richtete er eine Reitpost ein und ließ Webereien,
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