1900 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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1. Kleinasien. Die ganze Halbinsel ist eine wellige Hochfläche, die mit höhern
Randgebirgen umgeben ist. Die Regenwolken entladen sich meist schon am äußern
Rande der Gebirge, weshalb das Land im Innern regenarm ist. (S. 135.) In-
folge der Dürre enthält das Innere große Sandwüsten. Die kleinern Flüsse, die
dem innern Rande entquellen, schleichen den Thälern der Mitte zu, wo sie langsam
verdunsten. Dadurch entstehen große Schilfsümpfe oder stellenweise (durch Aus-
laugung des salzhaltigen Bodens) Salzsümpfe. Nur die niedrigen Küsten sowie die
sie umgrenzenden Bergabhänge sind gut bewässert und ungemein fruchtbar. Hier
gedeihen Wein, Südfrüchte und Baumwolle, und in den Wäldern findet man immer-
grüne Eichen sowie Johannisbrot- und Maulbeerbäume. In den Randgebirgen
des Westens wird viel Meerschaum, an der Westküste viel Badeschwamm gefunden.
Hauptorte sind Smyrna (230 T., die wichtigste Handelsstadt der ganzen asia-
tischen Türkei) und Skütari (die asiatische Vorstadt von Konstantinopel).
2. Syrien mit Palästina, a. Syrien. Ganz Syrien ist eine Hochebene, die
vielfach von Gebirgen (im W. der Libanon, im O. der Antilibanon) durchzogen
ist und besonders im Osten sandige Wüsten aufzuweisen hat. Die Hauptstadt Syriens
ist Damaskus (170 T.). Sie liegt in einer reich bewässerten und daher sehr frucht-
baren Ebene. Der wichtigste Handelshafen ist jetzt Beirut. Der schmale, sand-
reiche Küstenstrich zwischen dem mittelländischen Meere und dem Libanon war das
alte Phönizien. Die ehemals so berühmten Hauptstädte dieses Landstriches, Tyrus
und Sidon, sind jetzt zu ärmlichen Flecken herabgesunken.
b. Palästina. Den südlichen Teil Syriens bildet Palästina. Ehemals hieß
es Kanaan. Seiner Fruchtbarkeit wegen nannte man es das Land, „darinnen Milch
und Honig fließt". Daher war es auch möglich, daß in dem kleinen Lande 5 Mil-
lionen Menschen leben konnten. Jetzt aber ist die Pracht des Landes verschwunden.
Durch Kriege und Erdbeben, ganz besonders aber durch die Raubgier der türkischen
Paschas, ist das Land in Elend versunken, und nur räuberische Beduinen durch-
ziehen es mit ihren Pferden, Kamelen und Ziegen. Die Berge sind entwaldet und
daher auch die Bäche versiegt. Auf den weiten Auen wachsen Dornen und Disteln,
und unter den Schutt- und Trümmerhaufen der zerfallenen Städte hausen Scha-
kale und Wölfe. Der Hauptfluß Palästinas ist der Jordan. Er durchfließt den
fischreichen, ringsum von Bergen eingeschlossenen See Genezareth und mündet
in das tote Meer.
e. Das tote Meer liegt in einem furchtbar heißen Gebirgskessel. Ringsum
ist es von Kreidefelsen mit tiefen, vom Regen durchfurchten Schluchten umgeben.
Das Wasser des Sees enthält etwa 25 °/o feste Bestandteile (Salze) und hat einen
bittersalzigen Geschmack. Kein Mensch, kein Tier mag davon trinken, und weder
Fisch noch Muschel kann darin leben. Wer sich in dem See badet, wird von dem
Wasser fast in die Höhe gehoben und schwimmt wie ein Stück Holz darauf. Einen
Abfluß hat der See nicht, er entleert sich nur durch Verdunstung, daher der starke
Salzgehalt des Wassers.
<1. Provinzen und Städte Palästinas. Palästina wird durch den Jordan
in das West- und Ostjordanland geschieden. Das Westjordanland zerfiel zur Zeit
Jesu in 3 Provinzen: Judäa, Samaria und Galiläa.
1) Judäa, von den nackten Höhen des judäischen Gebirges durchzogen,
enthält die Hauptstadt Palästinas, Jerusalem. Die heilige Stadt liegt auf
mehreren Hügeln und ist von einer 13 m hohen Mauer umgeben. Die Häuser
haben meist flache Dächer, die von Kuppeln mit dem Halbmonde und von Klöstern
mit dem Kreuze überragt werden. An der Stelle des Tempels erhebt sich jetzt
die Omarmoschee, die zu den größten Heiligtümern der Mohammedaner zählt.
Die schmalen, oft überwölbten und daher dunkeln Gassen sind schlecht gepflastert