1910 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geichichfe des Altertums.
Die Ägypter.
1. Das Tand. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15
bis 30 km breite Niltal. Dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit ganz allein
den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Die Städte liegen im Niltale dicht
beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere
wurde später Alexandria gegründet. 7 Km nördlich von den Ruinen der alten
Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden.
2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände. Die beiden
Hanptstände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger.
Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die
höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den
heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst,
pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste
gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie
wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn
der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes.
Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Hand-
werker, Hirten, Kaufleute usw. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich
die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was
bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war.
3. Keligion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte
der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen
galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und
des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben
verehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere.
Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete,
wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis",
das Sinnbild des Osiris. Er war 6" ganzen Leibe schwarz und hatte auf der
Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester
bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen.
4. kegräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert.
Dabei wurde der Leib aufgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann
rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salz-
wasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zube-
reitete Leiche wurde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen wurden in Felsen
gehauen. Die Armen begrub man im lockeren Sande. Dem Begräbnis der
Könige und Vornehmen ging ein Totengericht voran. Da konnte jeder den
Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grabkammer gebracht
werden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem
Realienbuch A. (Alte Geschichte.) 1