1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Physik-
entgegengesetzten Ende nichts, während das vordere Ende bereits brennt;
ja man kann ein brennendes Streichholz so lange in der Hand halten, bis
es fast zu Ende gebrannt ist.
Der Blechstreifen wird zuerst an der Spitze erwärmt, und die Warum
pflanzt sich von einem Teilchen des Bleches schnell auf das benachbarte fort.
Das Blech leitet die Wärme. Das Holz wird an der Spitze erwärmt,
giebt aber die Wärme nur in geringem Maße an die benachbarten Teilchen
ab, es leitet die Wärme wenig oder schlecht. Es giebt gute und schlechte
Wärmeleiter.
Gute Leiter sind alle Metalle. Schlechte Leiter sind: lockere Körper,
Wolle, Haare, Federn, Holz, Wasser, Luft. Je dichter also ein Körper ist,
desto besser leitet er die Wärme; je lockerer oder poröser ein Körper ist,
desto schlechter leitet er die Wärme.
Gute Wärmeleiter nehmen die Wärme schnell auf und geben sie auch
schnell wieder ab. Schlechte Wärmeleiter nehmen die Wärme langsam
auf und geben sie langsam ab.
Daher wendet man gute Wärmeleiter überall da an, wo es daraus
ankommt, schnell aber nur für kurze Zeit zu erwärmen: Eiserne Öfen, eiserne
Kochgeschirre, Plättbolzen. Schlechte Wärmeleiter dienen dazu, die Wärme
allmählich abzugeben: In Räumen, welche längere Zeit warm bleiben
sollen, stellt man Kachelöfen auf; Speisen, die längere Zeit warm bleiben
sollen, bewahrt man in irdenen Gefäßen auf. Sie dienen auch dazu, die
Wärme zusammen- oder die Kälte abzuhalten. Die Kleider der
Menschen, Haare, Wolle und Federn der Tiere halten die Körperwärme
zusammen. Die Wände von Eiskellern macht man aus Stroh und Häcksel.
Bäume und Pumpenrohre umwickelt man im Winter mit Stroh. Suche
andere Beispiele auf!
Warum ist es unter Strohdächern im Winter wärmer, im Sommer kühler als
unter Schiefer- oder Ziegeldächern? 2. Weshalb fühlt sich eine eiserne Thürklinke im
Winter kälter an als das Holzwerk der Thür? 3. warum versieht man Feuerzangen,
plätteisen ic. mit hölzernen Griffen? 4. Welchen Zweck haben Doppelfenster? 5. Die
Wände feuerfester Gegenstände füllt man mit Asche aus. Warum?
§ 62. Wärmestrahlung. Hält man die Hand vor die Öffnung eines
Ofens, in welchem Holz oder Kohlen bereits eine Zeitlang gebrannt haben,
so empfindet man eine bedeutende Wärme. Stellt man zwischen die Hand und
das Feuer einen Schirm, etwa ein Blatt Papier, so hört die Wärme-
empfindung auf. Diese Art der Wärmeverbreitung nennt man Wärme-
strahlung. Sie geschieht nicht wie die Wärmeleitung dadurch, daß sich die
Wärme von Körperteilchen zu Körperteilchen fortpflanzt, sonst müßte auch
die Luft zwischen dem Feuer und der Hand erwärmt werden. Das erfolgt
aber ebensowenig, wie die Lust durch die Sonnenstrahlen erwärmt wird.
Wie von einem Feuer und von der Sonne verbreitet sich die Wärme
von jedem erwärmten Körper in geraden Linien nach allen Richtungen.
Alle Körper, welche wärmer sind als die Luft, welche sie umgiebt, strahlen
Wärme aus.