1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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§ 8. Geschichte der Römer.
es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Targuinius Superbus,
herrschte gewaltthätig und grausam. Als sein Sahn an der edlen Lukretia
freche Schandthat verübte, Vertrieb das Volk den König und seine Familie, und
Nom wurde Republik (510).
B. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge
Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen.
Der vertriebene Targuinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem
Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por-
sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte
Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war;
schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Sciivola schlich sich in das
etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben.
Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Rechte in das Feuer
eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele
Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie-
den schloß.
2. Innere Kümpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen^
dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen
Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren
(Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren
Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner
zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon
lange unzufrieden.
Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent-
floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den
heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius
Agrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das
Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig
brauchten wie die Patrizier und Plebejer.
Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats-
beschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten
die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier
Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden,
wenn sie auf ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht
geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein
feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner
Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer
geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden
Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung
mit den Patriziern erreicht.
3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten
die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus-
gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus
durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, auf Rom vor, schlugen die Römer
390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie
80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka-
pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno
geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah-
lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim
Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und
rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator
Camillus wurde Brennus geschlagen.