1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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60
v. Chr.
Sklaven umgeben, zog er in Nom ein. Auf wen er zeigte, der wurde nieder-
gemacht. Alle Anhänger Sullas wurden ermordet, ihre Leichname den Hunden
vorgeworfen und ihre Häuser geplündert. Mitten in seinem Siegesjubel starb
der 70jährige Marius. Bald darauf kehrte Sulla als Sieger nach Nom zurück
und nahm an den Anhängern des Marius furchtbare Rache. Die Namen aller
Marianer wurden auf Tafeln geschrieben. Jeder Bürger hatte das Recht, die
Geächteten zu töten. Für jeden eingelieferten Kopf erhielt er zwei Talente (etwa
8000 Jb). Fürchterlich war das Blutbad, das in Rom und dem ganzen Lande
angerichtet wurde. Überall lauerten Späher und Verräter. Der Sohn tötete den
Vater, der Bruder den Bruder, der Freund den Freund. An 50000 Menschen
sollen durch Sulla hingeopfert worden sein. — Nach dem Tode dieser beiden Gegner
entstand ein zweiter Bürgerkrieg unter Pompejus und Cäsar, aus dem schließlich
Cäsar als Alleinherrscher hervorging.
9. 'Julius Cäsar, 60 v. Chr.
1. fugend. Julius Cäsar, ein Neffe des Marius, war der größte römische
Feldherr. Sulla hatte ihn geächtet. Als die Freunde Sullas für ihn baten, strich
er ihn aus der Liste der Geächteten, indem er sagte: „Ihr Toren wißt nicht, was
ihr bittet. In dem Jünglinge steckt mehr als ein Marius." Um Sulla aus den
Augen zu kommen und zugleich, um sich in den Wissenschaften weiter auszubilden,
ging Cäsar nach Griechenland.
Auf einer Fahrt nach Rhodus wurde er von Seeräubern gefangen. Durch die
Macht seiner Persönlichkeit herrschte er unter ihnen bald wie ein König. Wollte er
schlafen, so gebot er Ruhe, und die Seeräuber gehorchten. Hatte er Gedichte gemacht, so
las er sie ihnen vor, und wenn sie sie nicht lobten, so drohte er ihnen: „Wartet, komme
ich los, so lasse ich euch allesamt ans Kreuz schlagen." Sie aber lachten über seine
Kühnheit und jugendlichen Scherze. Das Lösegeld traf endlich ein. Kaum aber hatte
Cäsar die Freiheit erlangt, so wußte er sich starkbemannte Schiffe zu verschaffen, setzte
den Seeräubern nach, ergriff sie und ließ sie sämtlich an der Küste Kleinasiens kreuzigen.
2. eälar tritt in den Staatsdienst. Als Cäsar wieder nach Rom zu-
rückgekommen war, trat er in den Staatsdienst ein. Um höher zu steigen, warb
er um die Gunst des Volkes. Mit vollen Händen warf er Geld unter das Volk
und verschwendete dabei sein ganzes Vermögen. 320 Paar Gladiatoren ließ er
in silberner Rüstung zum Ergötzen des Volkes auftreten, und schnell erreichte er
seinen Zweck: er wurde der Liebling des Volkes und bald darauf Statthalter in
der römischen Provinz Spanien. Als er auf der Reise dahin einst durch ein
schmutziges Dorf kam, spotteten seine Begleiter über dasselbe. Aber Cäsar sprach:
„Lieber hier der erste als in Rom der zweite."
3. Oäsar. pompejus. Oanus. Den größten Einstuß im römischen
Reiche hatten um diese Zeit Pompejus und Crassus. Als Cäsar nach Italien
zurückgekehrt war, verbündete er sich mit ihnen. Bald darauf wurde er zuin
Konsul gewählt, und als seine Amtszeit vorüber war, teilten sich die drei Männer
in das ganze Reich. Pompejus bekam die Statthalterschaft über die Provinz
Spanien, Crassus über Syrien und Cäsar über Gallien. Um diese Zeit war der
germanische König Ariovist über den Rhein gekommen und hatte das mittlere
Gallien unterworfen. Cäsar besiegte ihn nach hartem Kampfe bei Mülhausen