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1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Germanisches Gehöft.
so lagen sie gern behaglich auf der Bärenhaut und überließen sich häufig dem
Würfelspiel, wobei sie nicht selten Hans und Hof, ja selbst die Freiheit verloren.
7. Ougencken. Treu- und Wortbruch fand man bei den alten Deutschen
nicht. Bei ihnen hieß es: Ein Mann — ein Wort. Ein Handschlag galt als Eid.
Ebenso heilig ward bei ihnen die Ehe gehalten. Die Frau war nicht die Sklavin
des Mannes, sondern seine treue Begleiterin durchs Leben, mit der er Freud und
Leid teilte. Gastfreundschaft wurde an jedermann geübt, gleichviel ob er ein
Fremder oder Bekannter war. Ohne zu fragen, woher und wohin, teilte, man
gern mit ihm, was an Speise und Trank in Küche und Keller war. Über alles
aber ging den Deutschen ihre Freiheitsliebe.
8. Erziehung. Ihre Kinder suchten die alten Deutschen von früh auf abzu-
härten. Verweichlichung duldete weder Herr noch Knecht. Das neugeborene Kind
wurde dem Vater zu Füßen gelegt. War es gesund, so hob er es auf, wenn
nicht, so wurde es im Walde ausgesetzt. Der Knabe badete fleißig. Die meiste
Zeit brachte er hütend unter dem Vieh zu. Oft auch begleitete er den Vater auf
die Jagd. Bei den Jünglingen war der Schwerttanz beliebt. Zwischen Schwerter-
und Lanzenspitzen tanzten sie nackt umher und erwarben sich so den Beifall des
zuschauenden Volkes. War der Jüngling dem Knabenalter entwachsen, so wurden
ihm in der Volksversammlung in feierlicher Weise von einem Edeln oder vom
Vater Schild und Speer überreicht. Das war für ihn der wichtigste Tag seines
Lebens. Von nun an waren Waffen seine steten Begleiter. Mit ihnen erschien
er in der Volksversammlung, bei ihnen schwur er seine Eide.
9. Oolenbeslaltung. Über die Begräbnisweise unserer heidnischen Vor-
fahren belehren uns die Urnen und Aschenkrüge, die man an vielen Orten
ausgegraben hat. Nachdem der Tote gewaschen und gekämmt war, legte man ihn