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1. Realienbuch - S. 21

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
21 I 11. Kaiferkröming. Der Papst Leo Iii. war bei einer feierlichen Prozession vom Volke auf der Straße arg mißhandelt und dann in einen Kerker geworfen worden. Er entkam aber und ging nach Paderborn, um hier Karl persönlich um Hilfe anzurufen. Karl zog mit seiner Macht nach Rom und hielt Gericht über die Schuldigen. Am Weihnachtsfeste 800 erschien er in der Peterskirche, wohnte hier dem Gottesdienste bei und kniete nach der Messe vor dem Altar. Da nahte sich ihm der Papst mit der höchsten Geistlichkeit, setzte ihm die goldene Krone aufs Haupt und salbte ihn zum Kaiser und weltlichen Oberherrn der ge- samten katholischen Christenheit. So ging das weströmische Kaisertum auf die Franken über. Karl war oberster Schirmherr der Kirche, dem sich der Papst und die gesamte Geistlichkeit willig unterordneten. 12. Verwaltung. Karl war nicht nur ein gewaltiger Eroberer, sondern auch ein ganz vorzüglicher Verwalter und Gesetzgeber seines Landes. Die alten Stammesherzogtümer, die Herde der Widerspenstigkeit, löste er auf, wie z. B. Bayern, das er (wie vorher Sachsen) in Gaue einteilte und so einzelnen Grafen zur Verwaltung übergab. In den alten Landesteilen bestand diese Einrichtung der Gaugrafschaften noch aus der Zeit der merowingischen Könige her. Die Grafen mußten Gaugerichte abhalten (nach Karls Befehl jährlich dreimal), die königlichen Hofgüter beaufsichtigen und den Heerbann im Kriege anführen. Um nun diese Grafen besser beaufsichtigen zu können, schuf Karl noch das Amt der Königsboten oder Sendgrafen. Diese wurden alljährlich im Frühjahre ernannt, in der Regel je ein Weltlicher und ein Geistlicher für einen größeren Bezirk. Sie mußten ihren Kreis bereisen und dem Könige Bericht erstatten über die Grafen, Bischöfe, Klosterschnlen, Domänen usw. In jedem Frühjahre wurde eine Volksversammlung aller Freien abgehalten, das Maifeld. Hier wurde über Krieg und Frieden, über Handel und Verkehr, über Gesetz und Recht beraten. Zur Hebung des Ackerbaues ließ er Wälder ausroden, Sümpfe austrocknen und Dörfer anlegen. Zu Karls Zeit war das Land weit und breit noch mit Wäldern, Brüchen und Heiden bedeckt. Nur hie und da ist der Wald gelichtet. Dort liegt auch das Dorf, umgeben von goldenen Saatfeldern und grünen Auen. Felder und Wiesen sind umzäunt, damit das weidende Vieh sie nicht beschädigen kann. Die Dorfmarken wurden in drei Schläge ein- geteilt, die abwechselnd in einem Jahr mit Winterfrucht (Roggen, Spelz), im zweiten mit Sommerfrucht (Gerste, Hafer) bestellt wurden und im dritten als Weideland brach lagen. Man nannte das Dreifelderwirtschaft. — Karl selbst ging dem Landmanne mit gutem Beispiel voran und legte auf seinen Krongütern Musterwirtschaften an. Hier kümmerte er sich um jede Kleinigkeit und prüfte selbst die Rechnungen seiner Gutsverwalter (Meier). Jedes Ei, das verkauft war, mußte genau eingetragen werden. — In seinen Gärten wurden neben Kümmel, Minze, Salbei und Petersilie besonders Gurken, Kürbisse, Rüben, Kohl, Erbsen und Rettiche gezogen. Als Zierblumen sah man Lilien und Rosen. Die Obstbäume wurden gepfropft und brachten edles Obst in Fülle, während der Bauer sich noch lange mit Holzäpfeln und Holzbirnen begnügte. Metallgeld war damals noch wenig bekannt; man tauschte im Handel die Waren aus. Nur in den Grenzgebieten waren römische Münzen im Umlauf. Karl ließ zur Förderung des Handels deutsche Silberpfennige prägen. Auch ein öffentliches Maß führte er ein, das überall beim Verkauf angewendet werden sollte. — Steuern gab es zu Karls Zeiten noch nicht, wohl aber wurden die jähr- lichen Maigeschenke bereits als Schuldigkeit angesehen. 800
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