1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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schicken/ Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Fr ei schar, die
sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die
Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge-
knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows
wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine
Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene
Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift:
„Gold gab ich für Eisen 1813."
Ein junges, armes Mädchen. Ferdinande von Schmettan, ließ sich ihr schönes Haar
abschneiden und legte die 9 M, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes.
Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer-
kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz-
blut für das Vaterland opferte.
1813 2. Grolz-Görlcken und Bautjcn. 1813. Bald rückte Napoleon mit
einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei
Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm-
voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb unentschieden, aber die Russen
beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst
verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen
lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Ans
Scharnhorsts Tod, von Schenkendorf.) Noch einmal rangen die beiden Heere
bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlachtfeld,
war aber mit seinem Siege nicht zufrieden. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach
solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone
lassen sich die Preußen nehmen!"
3. Maffenslillllanci. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab-
geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde
gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee
unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee
unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen.
4. Blücber war bei Beginn der Freiheitskämpfe bereits 70 Jahr alt, doch
stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich
juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn
wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen
Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert
zu sein . . . Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Rippen!"
5. Grolzbeeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der
Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin
zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte
ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere
Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das
Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten
die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. „So flutscht et bäter!" riefen
sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende
strömten ans das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise
und Trank, nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus und pflegten sie.