1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 131
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
I
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Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., ermahnte ihn vor den versammelten Offi-
zieren, ein tüchtiger Soldat 311 werden, und entließ ihn mit den Worten: „Nun
gehe hin und tue deine Pflicht!" Der Prinz folgte treulich diesen Worten und
versah pünktlich und gewissenhaft seinen Dienst. An seine Untergebenen stellte
er hohe Anforderungen, aber er bekümmerte sich auch um ihr Wohl und Wehe.
Darum hatten ihn seine Soldaten gern. Um den Neiterdienst kennen zu lernen,
trat er später bei den Gardehnsaren ein, deren Oberst er wurde. Kaiser Wil-
helm hatte an dem schneidigen Reiterführer seine Helle Freude und beförderte
ihn kurz vor seinem Tode zum Generalmajor.
2. Regierungsantritt. Am 15. Juni 1888, dem Todestage seines edlen Vaters,
bestieg der Kronprinz Wilhelm den deutschen Kaiserthron. Wie sehr ihm des Volkes
Wohl am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk", worin er sagt:
„Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblicke zu
dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter
Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu
pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und
Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein."
3. Zorge kür Srkaltung des friedens. Der Kaiser hat sich die Er-
haltung des Friedens in Europa zum Ziel gesetzt. Deshalb stattete er bald nach
seiner Thronbesteigung den mächtigsten Herrschern Europas einen Besuch ab.
Überall wurden neue Freundschaftsbande geknüpft. Auch der Dreibund, den
Deutschland, Österreich und Italien erneuerten, soll ein Hort des Friedens sein.
Fremden Nationen hat der Kaiser manche ritterliche Aufmerksamkeit erwiesen und
ihnen oft in Not hochherzig seine Hilfe dargeboten, so daß auch das Ausland
ihm Achtung und Anerkennung zollt. Er weiß aber, daß wir am besten gesichert
sind, wenn unser Schwert scharf ist.
4. F)eer und flotte. Der Kaiser hat unser bewährtes Kriegsheer auf
seiner Höhe erhalten. Im Jahre 1893 wurde für die Infanterie und Fuß-
artillerie die zweijährige Dienstzelt eingeführt und gleichzeitig die Friedensstärke
des Heeres auf 557 000 Mann erhöht. Die Erfahrungen, die auf fremden
Kriegsschauplätzen gemacht sind, neue Erfindungen, wie das rauchlose Pulver, die
drahtlose Telegraphie, Verbesserungen an den Waffen, führten zu einer Änderung
der Felddienstordnnng. Die Lustschifferabteilungen sind vermehrt, Fahrrad und
Kraftwagen in den Dienst des Heeres gestellt. Alle diese Dinge verfolgt der
Kaiser mit aufmerksamem Auge. — Kein Hohenzoller vor ihm hat so wie unser
Kaiser dem Seewesen seine ganze Teilnahme gewidmet; die Vorfahren mußten
ja ihrem Lande erst eine Machtstellung schaffen, ehe der Adler den Flug über
das Weltmeer wagen konnte. Mit Eifer hat der Kaiser das Schiffswesen bis
in seine Einzelheiten studiert und durch seine feurige Rede überall das Verständ-
nis für die Flotte geweckt. Zu den Mitgliedern des Reichstages sprach er: „Aus
Deutschland ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde
wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche
Betriebsamkeit gehen über den Ozean. An Sie tritt die Pflicht, mir zu helfen,
dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern." „Unsere
Zukunft liegt auf dem Wasser." Solchen mahnenden Worten hat der Erfolg
nicht gefehlt. Das Flottengesetz von 1900 bestimmte eine planmäßige Vermehrung
unserer Kriegsflotte. An die Spitze der gesamten Schlachtflotte hat der Kaiser