1912 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Schmeil, Otto, Franke, Max, Lorenz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iv. Naturlehre.
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nach rückwärts, dann schneiden sie sich in a', bzw. in b'. Treffen sie das Rüge, so erscheint
es diesem, als kämen die Strahlen geradlinig von jenen Punkten hinter dem Spiegel
her. Ähnlich verhält es sich mit allen andern Licht-
strahlen, die von dem Pfeile ausgehen und den Spiegel
treffen. Vas Rüge, in das die zurückgeworfenen Strahlen
dringen, sieht daher hinter dem Spiegel das Bild ab'
des Pfeiles. Da die Lichtstrahlen in Wirklichkeit nicht
durch den Spiegel dringen, ist das Bild nicht wirklich
vorhanden: es ist nur ein scheinbares Bild.
7. Der Hohlspiegel. Um dem Lichte der brennen-
den Rüchenlampen, der Laternen an wagen, Loko-
motiven usw. möglichst eine bestimmte Richtung zu
geben, bringt man hinter der Flamme eine Metall-
scheibe an, deren hohle Innenfläche poliert ist. Tine
solche „Blendscheibe" (Name!) heißt Hohlspiegel, viel-
fach sind diese Spiegel Teile einer Rugelschale. Denkt
man sich einen solchen Hohlspiegel zur Rugel vervoll-
ständigt, so nennt man die gerade Linie, die den Mittel-
punkt der Rugel mit der Mitte des Spiegels verbindet, die „Zpiegelachse". — Richten
wir einen Hohlspiegel so, daß seine Rchse gerade gegen die Sonne gerichtet ist, und be-
wegen wir einen Papierschirm in der Richtung der Rchse hin und her, dann finden wir
eine Stelle, wo sich die Sonnenstrahlen in einem kleinen, Hellen Punkte vereinigen, halten
wir leicht entzündliche Gegenstände in diesen Punkt, so beginnen sie bald zu brennen. Tr
heißt deshalb der Brennpunkt. — Lichtstrahlen, die parallel mit der Rchse
auf einen Hohlspiegel fallen, werden also sämtlich nach dem Brennpunkte
zurückgeworfen, hieraus folgt, daß anderseits Lichtstrahlen, die von einer im Brenn-
punkte eines Hohlspiegels befindlichen Lichtquelle ausgehen, parallel zu seiner Rchse,
also nach ein und derselben Richtung zurückgeworfen werden. In dieser Richtung
wirkt mithin die Leuchtkraft der Lichtquelle besonders stark („Beleuchtungsspiegel"!). —
wie wir beobachtet haben, fangen leicht entzündliche Rörper im Brennpunkte an zu
brennen. Daraus folgt, daß der Hohlspiegel nicht nur die Lichtstrahlen, sondern auch
die Wärmestrahlen der Sonne in seinem Brennpunkte vereinigt. Der Hohlspiegel kann
daher auch als „Brennspiegel" benutzt werden.
8. Brechung der Lichter, halten wir einen geraden Stab schräg in das
Wasser, so kommt es uns vor, als ob er genau an der Wasseroberfläche gebrochen
wäre. Stellen wir ihn dagegen lotrecht hinein, so erscheint er zwar gerade, sein
untergetauchter Teil aber verkürzt, wir legen eine Münze in ein undurchsichtiges
Gefäß und stellen uns so, daß sie für unser Rüge durch den Rand des Gefäßes ver-
deckt ist. Lassen wir dann vorsichtig Wasser in das Gefäß gießen, so sehen wir die
Münze wieder, obwohl sie ihre Lage nicht verändert hat. Die von ihr ausgehenden
Lichtstrahlen müssen also von ihrer Richtung abgelenkt oder „gebrochen" worden
sein. Die Beobachtung an dem Stabe zeigt, daß die Rblenkung der Lichtstrahlen
an der Wasseroberfläche, d. h. bei dem Übergange aus dem Wasser in die Luft erfolgt.
Dabei erscheint die Münze ebenso wie der Boden des Gefäßes, auf dem sie liegt,
gleichsam gehoben, warum täuscht man sich leicht über die Tiefe eines klaren Ge-
wässers?
Fig. 27.
Durch den Spiegel Sp werden die von
a kommenden Lichtstrahlen bei c, die
von b kommenden bei d in das etwa
bei 0 befindliche Auge zurückgeworfen.