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1. Realienbuch - S. 4

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
4 Geschichte. 1 heit oder das Wohl des Stammes schwer vergangen, so wurde er den Göttern als Opfer dargebracht. Landesverräter wurden gehängt, Feiglinge in einem Sumpfe erstickt. y. Rechtspflege. Die Freien der einzelnen Hundertschaften und Gaue versammelten sich von Seit zu Zeit, um über Streitigkeiten zu entscheiden, hatte jemand einen Menschen erschlagen, so trachteten ihm die verwandten des Toten nach dem Leben (Blutrache!). Tr konnte sich aber durch ein „wergeld" loskaufen, das in Kindern oder Pferden an die Sippe des Toten gezahlt wurde, war der Getötete ein Freier, so Gestand das wergeld manchmal aus großen Herden. Für hörige war es erheblich niedriger: für einen Unfreien brauchte nur Ersatz geleistet zu werden, wurde das wergeld nicht gezahlt, so mußte der Schuldige fliehen. Er wurde aus seiner Sippe ausgestoßen und für friedlos erklärt, so daß ihn niemand aufnehmen, aber jedermann töten durfte. 10. Sitten und Gebräuche. Bei den alten Deutschen galten gute Sitten mehr als bei andern Völkern Gesetze. Vas Wort des Mannes wurde höher geschätzt als bei andern der Eid. Die Ehe wurde als heiliger Bund betrachtet,- der Freie wählte aber nur die Tochter eines Freien zur Lebensgefährtin. Die Braut wurde von den Ungehörigen gekauft, manchmal auch geraubt. Die Hausfrau nahm eine sehr angesehene Stellung ein, mußte aber auch allen Arbeiten vor- stehen. Da das Brauen und Schlachten, das Spinnen und weben im Hause verrichtet wurde, war sie mit den Knechten und Mägden von früh bis spät unermüdlich tätig. Besondere Zeit und Mühe erforderte das tägliche Mahlen des Getreides und die Unfertigung der Bekleidung. Die Deutschen sahen in den Frauen etwas heiliges und hörten gern auf ihre Ratschläge. Unbeschränkt wurde die Gastfreundschaft geübt. Der ankommende Gast wurde über die Schwelle des Hauses geleitet und von der Hausfrau mit einem Kusse willkommen geheißen. Man versah ihn, wenn es nötig war, mit trockener Kleidung, wies ihm einen Sitz am herd- feuer an und bewirtete ihn mit dem Besten, was im Hause vorhanden war. Tr galt als unverletzlich und stand unter dem besonderen Schutze des Hausherrn. Beim Ubschiede erhielt er noch ein Geschenk. Die Freiheit liebten die Deutschen so sehr, daß in Kriegsnöten die Frauen manchmal ihre Kinder und sich selbst töteten, um nicht mit ihnen in Knechtschaft zu geraten. Den Tugenden standen aber auch Laster gegenüber, wenn die Männer nicht auf einem Kriegszuge oder auf der Jagd waren, so feierten sie gern Gelage. Dabei hielten sie im Trinken vielfach nicht Maß und ergaben sich dem Würfelspiele. In der Leidenschaft verspielten sie dann wohl Vieh und Acker, ja Frau und Kinder und ihre eigene Freiheit, so daß sie das Gelage als Unfreie verließen. Solche Unfreie behielt man nicht gern in dem Gaue: man verkaufte sie in ferne Gegenden. Die Toten wurden begraben oder auf Scheiterhaufen verbrannt. Dem Manne gab man seine Waffen mit und lötete sein Pferd, sowie seine Knechte. Die Frau wurde in ihrem besten Schmuck und mit allerlei Hausgerät bestattet. I I. Religion. Die alten Deutschen waren Heiden, glaubten aber an ein Fortleben der Seele und an eine ldiedervergeltung nach dem Tode. Ihre Götter verehrten sie unter alten Bäumen in heiligen Hainen. Dort befanden sich einfache Holzgebäude, in denen sich die Opfernden versammelten, und in denen die großen Opferkessel und andre Opfer- geräte, sowie erbeutete lvaffenstücke aufbewahrt wurden. Jeder freie deutsche Hausvater konnte den Göttern opfern,- es gab aber auch besondere Stammespriester. Die älteste Gottheit aller deutschen Stämme war der strahlende Himmelsgott Tiu, an den heute noch der Dienstag erinnert. Man dachte sich ihn als einen einarmigen Mann von schrecklichem Aussehen, dessen Anblick niemand zu ertragen vermochte. Tr trug als Ivaffe ein blitzendes Schwert, galt als Lenker der Schlachten und als Schützer des Rechts. Nach siegreichen Kämpfen wurden ihm nicht selten die Gefangenen geopfert. In Niederdeutschland nannte man ihn auch „Sachsnot" oder „Tr".
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