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1. Realienbuch - S. 62

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
62 Geschichte. I V. Der Dreißigjährige Krieg 1618—1648. Trotz des Augsburger Religionsfriedens wurde das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten in Deutschland nicht besser. Um das Jahr 1600 standen sich beide Parteien schon so feindselig gegenüber, daß ein Krieg vorauszusehen war. wegen der drohenden Gefahr schlossen die protestantischen Fürsten ein Bündnis, die „Union", an deren Spitze der Kur- fürst Friedrich von der Pfalz stand. Die katholischen Fürsten traten unter der Führung des tatkräftigen Herzogs Maximilian von Bayern gleichfalls zu einem Bunde, der „Liga", zu- sammen. Die erste Veranlassung zum Ausbruche des Kampfes zwischen Katholiken und Pro- testanten gab eine Gewalttat böhmischer Protestanten gegen kaiserliche Beamte in Prag. Auch in Böhmen hatte die neue Lehre viele Anhänger gefunden. Kaiser Rudolf Ii., der den Protestanten freundlich gesinnt war, versprach durch den sogenannten „Majestätsbrief" seinen evangelischen Untertanen in Böhmen freie Religionsübung. Auch erlaubte er den protestan- tischen ständen, d. h. dem Adel und den freien Städten, Schulen und Kirchen zu bauen, von diesen Vergünstigungen waren aber die protestantischen Untertanen der katholischen geistlichen Herren ausgeschlossen. 1. Der Ausruhr in Prag. Trotz dieser Einschränkung des Majestätsbriefes bauten die protestantischen Untertanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes von Braunau in Uloftergrab und in Braunau zwei Kirchen. Auf Anordnung der geistlichen Herren jener Protestanten wurde die erstere niedergerissen, die letztere geschlossen. Als sich nun die Protestanten deswegen beim Kaiser Matthias beschwerten, erhielten sie mit Recht eine ungnädige Antwort, weil sie gegen die Bestimmungen des Majestätsbriefes gehandelt hatten. Man glaubte, an dem abschlägigen Bescheide seien die vom Kaiser eingesetzten Statthalter schuld. Deshalb zog eine zahlreiche Menschenmenge, die von evangelischen Edelleuten angeführt wurde, nach dem Prager Schlosse und warf zwei Statthalter und ihren Geheimschreiber zum Fenster hinaus. Diese kamen zwar ohne ernst- liche Verletzung davon; aber diese Mißhandlung kaiserlicher Beamter hatte einen furcht- baren Krieg zur Folge, der namenloses Elend über das noch unter den Wirkungen der Reformation leidende Deutschland gebracht hat. 2. Friedrich von der Pfalz, der Winterkönig. Zu dieser Zeit starb der Kaiser, und Ferdinand Ii. wurde sein Nachfolger. Er war streng katholisch erzogen toorbert; ihn zierten strenge Rechtlichkeit und unerschütterliches Gottvertrauen. In seinen Erb- ländern Steiermark, Kärnten und Krain hatte er die evangelische Lehre ganz unter- drückt. Die Böhmen fürchteten, daß er in ihrem Lande ebenso verfahren werde und erkannten ihn daher nicht als ihren König an. Sie wählten vielmehr den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, den Führer der Union, zu ihrem Herrscher. Friedrich hoffte, sein Schwiegervater, der König von England, werde ihm helfen, und zog nach Prag. Aber die erwartete Hilfe blieb aus. Kaiser Ferdinand dagegen wurde vom Herzog Maximilian von Bayern und der Liga kräftig mit Truppen unterstützt. Im Jahre 1620 rückte ein kaiserliches Heer unter dem Grafen Tilly heran, und es kam zu der Schlacht am Meißen Berge bei Prag. Mährend Friedrich in der Stadt sorglos bei fröhlicher Tafelrunde saß, wurde sein Heer völlig geschlagen. Rur durch eiligste Flucht entging er der Ge- fangenschaft. Da er nur während eines Minters geherrscht hatte, nannte ihn das Volk zum Spotte den „Minterkönig". Die Union löste sich auf. Über das unglückliche Böhmen ließ Kaiser Ferdinand ein strenges Strafgericht abhalten, den Majestätsbrief vernichtete
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