1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
I
Geschichte.
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er. Die Protestanten, die sich weigerten, zur
katholischen Birche zurückzukehren, verwies er
des Landes. Infolgedessen wanderten über
50 000 Familien aus ihrer Heimat aus. Die
Führer der Böhmen, 27 angesehene evan-
gelische Edelleute und Bürger, wurden in Prag
hingerichtet. Ihre Landgüter gab der Kaiser
seinen Anhängern. Der Herzog Maximilian
von Bagern erhielt als Belohnung für seine
Hilfe einen Teil der Länder Friedrichs und die
Burwürde.
3. Ernst von Mansfeld und Ehristian
von Braunschweig. Für den vertriebenen
Burfürsten kämpften am Bheine und in Bord-
deutschland der Graf Ernst von Mansfeld
und der Herzog Ehriftianvonbraunfchweig.
Beide waren rauhe und wilde Briegsmänner,
die mit ihren Zöldnerfcharen Deutschland ver-
heerten. Dabei machten sie zwischen Batholiken und Protestanten keinen Unterschied.
4. Lilly. Feldherr der Liga war der bayerische General Graf Tilly. Er stand
damals schon in vorgerücktem Lebensalter, war klein von Gestalt und trug einen spitzen
Binnbart. Tilly war ein hervorragender Feldherr und wie sein Herr, der Herzog
Maximilian, streng katholisch gesinnt. Er schlug Ernst von Mansfeld und Ehristian
von Braunschweig in mehreren Zchlachten, ohne jedoch ihre Heere völlig vernichten
zu können.
5. Der Dänenkönig Christian Iv. Kaiser Ferdinand fing nun an, auch in
Norddeutschland die evangelische Lehre zu unterdrücken. Dazu verheerten Tillys Zcharen
weit und breit das Land. Deshalb riefen einige norddeutsche Fürsten den Dänen-
könig Ehristian Iv. zu Hilfe. Dieser war zugleich Herzog von Holstein, also auch
deutscher Beichsfürst. Mit einem stattlichen Heere trat er den Truppen der Liga entgegen.
Buch Ernst von Mansfeld hatte die Trümmer feines Heeres gesammelt und neue Löldner-
scharen angeworben. Diesen mächtigen Feinden gegenüber war der Kaiser vollständig
aus die Liga angewiesen. Er selbst besaß keinen geeigneten Feldherrn und auch nicht
Geld genug, um ein Heer anwerben zu können. Bus dieser Not befreite ihn ein böh-
mischer Edelmann, namens Mallenstein. Dieser erbot sich, aus eigne Bosten für ihn ein
Heer zu schaffen. Jedoch stellte er die Bedingung, daß ihm der Oberbefehl und die
Anstellung der Offiziere überlassen würde.
6. wallenstein war das Kirtb lutherischer (Eltern. In früher Iugend verwaist, wurde
er jedoch katholisch erzogen. Später nahm er Briegsdienste und wurde wegen seiner Tapfer-
keit (Oberst. Er heiratete eine sehr reiche Frau und lieh dem Kaiser für den Brieg bedeutende
Geldsummen. Als Entschädigung dafür erhielt er die Herrschaft Friedland in Böhmen und
wurde in den Reichssürstenstand erhoben, lvallenstein war von hagerer Gestalt und hatte
finstere, stechende Augen. Gewöhnlich trug er einen langen roten Mantel und einen grauen
Hut, von dem eine rote Feder herabwinkte. Er glaubte, der Mensch könne sein zukünftiges
Schicksal aus der Stellung der Gestirne erkennen. Deshalb hatte er auch einen besonderen