1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Geschichte. I
2. Erste Regierungrzeit. ats Friedrich Wil-
helm Iii. die Regierung übernahm, war Preußen von
schweren Schulden bedrückt. Durch sparsame Wirtschaft
gelang es ihm aber, in acht Jahren die Hälfte davon
abzutragen. Beim Heere freilich war diese Sparsam-
keit nicht angebracht. Um keine Ruhegehälter zahlen
zu müssen, ließ Friedrich Wilhelm viele alte Generale,
die längst nicht mehr kriegstüchtig waren, in ihren
Stellungen. Die Soldaten hatten sehr schweres Gepäck
zu tragen, und die Gewehre waren schlecht und ver-
braucht. Trotzdem unterblieben Verbesserungen in
Uusrüstung und Bewaffnung. Der Rönig liebte
Neuerungen überhaupt nicht, weil er sie auf die
französische Revolution zurückführte. Daher wurde
auch das Heerwesen in dem Zustande belassen, in
dem es sich zur Zeit Friedrichs des Großen befunden
hatte. Der Rönig hoffte nämlich, durch Friedens-
liebe seinem Volke das Unglück eines Rrieges er-
sparen zu können.
3. Jena und Auerstädt. Rls Österreich im Bunde mit Rußland und England
1805 zum dritten Male gegen Frankreich kämpfte, zogen französische Truppen durch
preußisches Gebiet, obgleich Preußen am Rriege nicht beteiligt war. Der Gesandte, den
Friedrich Wilhelm Iii. wegen dieser Rechtsverletzung zu Napoleon sandte, wurde mit
Uusflüchten hingehalten, bis Österreicher und Russen bei Uusterlitz geschlagen waren. Uls
dann Napoleon von diesen Feinden nichts mehr zu befürchten hatte, führte er gegen Preußen
eine hochmütige Sprache. Er drängte ihm erst Hannover auf, bot dieses Land aber kurz
darauf den Engländern an. So zwang er durch Hinterlist und verächtliche Behandlung
Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1806 zum Rriege. Mit großer Zuversicht zogen die
preußischen Offiziere, die längst schon den Rrieg gegen den übermütigen Eroberer ge-
wünscht hatten, ins Feld. Zwei Krmeen unter Ferdinand von Braunschweig und dem
Fürsten Hohenlohe traten den Franzosen und den Truppen des Rheinbundes entgegen.
Es fehlte aber bei der Heeresleitung an der rechten Einheit und an rascher Entschlossen-
heit. Ungehindert und überraschend schnell drangen daher die feindlichen Truppen
über den Thüringer Wald vor. Die preußische Vorhut unter Prinz Louis Ferdinand
von Preußen wurde am l0. Oktober 1806 bei Saalfeld geschlagen. Louis Ferdinand
starb im Rampfe mit französischen Reitern den Heldentod. Km 14. Oktober kam es
zur Entscheidungsschlacht. Fürst Hohenlohe unterlag bei Jena den kriegsgewohnten,
leicht beweglichen Truppen und dem überlegenen Feldherrngeschicke Napoleons. Ferdi-
nand von Braunschweig wurde an demselben Tage bei Ruerstädt unvermutet ange-
griffen und verlor gleich bei Beginn der Schlacht durch einen Schuß beide Rügen. Bald
befand sich die Rrmee trotz der Tapferkeit einzelner Rbteilungen in voller Flucht: das
preußische Heer, das zur Zeit des großen Friedrich der ganzen Welt Trotz geboten hatte,
war geschlagen.
4. Der Zusammenbruch der preußischen Heerwesens, viele alte Generale
wurden von furchtbarem Schrecken befallen und verloren völlig Ruhe und Besinnung. Die
starken Festungen Erfurt, Magdeburg, Spandau, Rüstrin, Stettin, die den Feind lange
100
Rönigin Luise.