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1. Realienbuch - S. 104

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
104 Geschichte. I Gffizierstellen wurden jedem zugänglich gemacht, der sich im Frieden durch Bildung, im Kriege durch Tapferkeit und Umsicht auszeichnete. f) Geistige Erneuerung. In geistiger Hinsicht bereitete sich ebenfalls eine Erneuerung im Volke vor. Einsichtsvolle Männer, wie der Professor Fichte, der Prediger Schleiermacher, der Dichter Arndt, ermahnten in eindringlichen Worten die deutsche Jugend, die Selbstsucht abzulegen und für das Vaterland Opfer zu bringen. Der Gym- nasiallehrer Iahn richtete Turnplätze ein, um das heranwachsende Geschlecht durch körper- liche Übungen zur Befreiung des Vaterlandes tüchtig zu machen. Junge Lehrer wurden vom Staate nach der Schweiz zu dem großen volksfreunde und Erzieher Pestalozzi ge- schickt, um seine Unterrichtsweise kennen zu lernen. Auf diese Art erwuchs im preußischen Volke allmählich wieder ein ernster, tüchtiger Sinn. Ult und jung fing an, sich der pflichten zu erinnern, die jeder gegen das Vaterland zu erfüllen hat. hauptsitz dieser Bewegungen war die Universität zu Berlin, die 1810 von Frankfurt a. O. dahin verlegt wurde. Dem Kaiser Napoleon, der in Preußen zahlreiche Spione unterhielt, blieb dieses Er- wachen eines neuen Lebens nicht unbekannt. Uls ein Brief des Freiherrn von Stein, in dem er sich über seine Zukunftspläne aussprach, in französische Hände geriet, zwang daher Napoleon den König Friedrich Wilhelm Iii., den verdienstvollen Nlinister zu entlassen. Stein floh vor Napoleons Zorn nach Nußland und gewann dort bald großen Einfluß auf den Kaiser Ulexander. 9. Tod der Königin Luise. Die königliche Familie wohnte nach dem Frieden von Tilsit in Königsberg. Die Hofhaltung war so einfach wie möglich eingerichtet; ein großer Teil des goldnen und silbernen Tafelgerätes, das noch aus Friedrichs I. Zeit stammte, wurde verkauft. Im Jahre 1809 kehrte die königliche Familie auf Wunsch Napoleons nach Berlin zurück, obgleich dort noch eine französische Besatzung lag. Die edle Königin sah hier mit innerer Freude, daß ein neuer Geist über das preußische Volk gekommen war. Die Sorge über das Schicksal des Vaterlandes hatte ihre Gesund- heit in den letzten Iahren aber schwer erschüttert. —- Uls sie sich im Frühjahre 1810 zur Erholung bei ihrem Vater in Mecklenburg befand, brach ein altes Brustleiden wieder bei ihr aus. Da sich die Krankheit verschlimmerte, eilte der König mit seinen beiden ältesten Söhnen Friedrich Wilhelm und Wilhelm an ihr Krankenlager, weinend knieten die bei- den Prinzen an dem Bette der sterbenden Mutter. In Gegenwart ihres tiefgebeugten Gemahls, der ihre Hand in der seinen hielt, hauchte Königin Luise ihre edle Seele aus. Im Schloßgarten zu Tharlottenburg ließ der König seine unvergeßliche Gemahlin bei- setzen. Das preußische Volk trauerte aufrichtig mit der königlichen Familie über den Tod von „Preußens Schutzengel". 10. Napoleon auf der höhe seiner Macht. Im Iahre1809 zog der Kaiser von Öster- reich zum vierten Male gegen Napoleon das Schwert. Zugleich verjagten die treuen Tiroler unter Anführung von Nndreas Hofer die Feinde aus ihrem Lande. Ietzt glaubten in Preußen viele vaterlandsliebende Männer, die Zeit der Befreiung sei gekommen, und rieten dem Könige zum Kampfe. Aber Friedrich Wilhelm Iii. wußte, daß das Fortbestehen Preußens auf dem Spiele stand, wenn ein neuer Krieg unglücklich endete. — Da zog der Major von Schill (5.101,4) mit seinem husarenregimente eigenmächtig aus Berlin, drang in das Königreich Westfalen ein und begann auf eigene Faust den Krieg. Aber die Volkserhebung in Norddeutschland, auf die er gehofft hatte, blieb aus. Tr zog sich daher nach einigen glücklichen Gefechten vor der Übermacht nach Stralsund zurück, um sich dort nach England einzuschiffen. Die Stadt wurde jedoch von dem Feinde ge- nommen, und Schill fiel im Straßenkampfe. Elf gefangene Offiziere ließ Napoleon in Wesel erschießen, vierzehn von den Schillschen Neitern erlitten in Braunschweig dasselbe Schicksal;
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