1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Geschichte.
mächtig emporgelodert. Die Lieder „Es braust ein Huf wie Donnerhall" und „Sie sollen
ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein" wurden mit Begeisterung gesungen. Im
Jahre 1848 traten zahlreiche Männer in Frankfurt a. Itc. zusammen und forderten das
ganze deutsche Volk auf, Abgeordnete zu wählen und nach Frankfurt zu einer National-
versammlung zu senden. Der Bundestag (Z. 111) konnte die Wahlen nicht hindern,
und die einzelnen Staaten ließen sie zu. Ungefähr 600 Abgeordnete versammelten sich in
der Paulskirche in Frankfurt. Der Bundestag wurde für aufgelöst erklärt und einereichr-
verfassung beraten, nach der das geeinte Deutschland regiert werden sollte. Buch eine
deutsche Kriegsflotte wurde aus freiwilligen Beiträgen gegründet. — Bald aber bildeten sich
in der Nationalversammlung zwei Gruppen. Die eine wollte (Österreich, die andre Preußen
die Führung des Reichs übertragen. Schließlich erlangte die preußische Partei die Oberhand,
und man wählte den König von Preußen zum erblichen deutschen Kaiser. Friedrich Wil-
helm Iv. lehnte die Kaiserkrone jedoch ab, weil sie ihm ohne das Einverständnis der Fürsten
vom Volke allein angetragen wurde. Die von der Nationalversammlung beratene Reichs-
verfassung wurde von den meisten deutschen Staaten nicht angenommen. Das Volk wollte die
Regierungen dazu zwingen, und in Sachsen und Baden brachen deshalb große Rufstände aus.
Sie wurden aber mit Hilfe preußischer Truppen bald unterdrückt. Die Nationalversammlung
löste sich schließlich auf. Ihr versuch, eine Einigung Deutschlands herbeizuführen, war geschei-
tert. Die Schiffe der kaum gegründeten deutschen Kriegsflotte wurden öffentlich versteigert.
5. Friedrich Wilhelm; Iv. Einigungrversuch. Da versuchte Friedrich Wilhelm Iv.,
dem deutschen Volke zu seiner Einigung behilflich zu sein. Er berief deshalb eine neue, aus
Volkswahlen hervorgegangene Rbgeordnetenversammlung nach Erfurt und lud die deutschen
Fürsten zu einer Beratung nach Berlin ein. Rber (Österreich arbeitete ihm mit den süd-
deutschen Staaten entgegen. Es suchte den Bundestag, sowie die alten Zustände, die
der wiener Kongreß geschaffen hatte, wiederherzustellen. Rls Friedrich Wilhelm dem
hessischen Volke, dessen Kurfürst die Verfassung seines Landes schmählich mißachtete, zu
seinen Rechten verhelfen wollte, drohte ihm (Österreich mit Krieg. Der König fühlte sich
aber nicht stark genug, denwasfengang zu wagen. Im vertrage zu Glmütz beugte er
sich vor Österreich. Er willigte ein, daß der Bundestag wiederhergestellt wurde, und gab die
versuche, Deutschland zu einigen, endgiltig auf. So endeten des Königs Bemühungen
mit einer schweren Demütigung Preußens. Seit dem vertrage von Glmütz verzichtete
Friedrich Wilhelm Iv. darauf, eine führende Stellung in Deutschland einzunehmen. Der
alte Gegensatz zwischen (Österreich und Preußen blieb; die süddeutschen Staaten schlossen
sich an (Österreich, die norddeutschen Kleinstaaten an Preußen an. — Zum Vertreter
Preußens beim Bundestage ernannte der König den Herrn von Bismarck.
6. Schleswig-Holstein. Seit Jahrhunderten waren die dänischen Herrscher zu-
gleich Herzoge von Schleswig-Holstein (5.63,5). Es war diesen deutschen Ländern indessen
gelobt worden, daß sie selbständig verwaltet werden und „auf ewig ungeteilt" bleiben
sollten. Im Jahre 1848 versuchten aber die Dänen, Schleswig ihrem Lande einzuverleiben
und den Bewohnern die dänische Sprache aufzudrängen. Da griffen die Schleswig-
Holsteiner mutig zu den Waffen. Preußen unterstützte sie und ließ Truppen einrücken,
von denen die Dänen mehrmals besiegt wurden. Bald mischten sich jedoch fremde
Staaten ein. Preußen wurde im vertrage zu Glmütz von (Österreich schließlich gezwungen,
Schleswig-Holstein seinem Schicksale zu überlassen.
7. Friedrich Wilhelmiv. gründet eine preußische Flotte, während deskampfes
gegen Dänemark waren preußische Handelsschiffe von der dänischen Flotte weggenommen