1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Naturlehre.
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ähnlich verhält es sich mit allen andern Lichtstrahlen, die von dem Pfeile ausgehen
und den Spiegel treffen. Ein etwa in 0 befindliches äuge, in das die zurückgeworfenen
Strahlen dringen, sieht daher hinter dem Spiegel ein Bild des Pfeiles ab', das ebenso
groß, aber anders gerichtet ist als der Gegenstand. Da die Lichtstrahlen in Wirk-
lichkeit nicht durch den Spiegel dringen, ist das Bild nicht wirklich vorhanden: es ist
nur ein scheinbares Bild.
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8. Der Hohlspiegel, a) Um das Licht der brennenden Küchenlampen, der
Laternen an wagen, Lokomotiven usw. möglichst nach einer bestimmten Richtung
zu werfen, bringt man hinter der Flamme eine wetallscheibe an, deren hohle Innen-
fläche poliert ist. Eine solche „Blendscheibe" (Name!) heißt Hohlspiegel, vielfach
sind diese Spiegel Teile einer Kugelschale. Denkt man sich einen solchen Hohlspiegel
(Fig. 42) zur Kugel vervollständigt, so nennt man die gerade ,,---------
Linie, die den wittelpunkt der Kugel mit der Witte des
Spiegels verbindet, die „Spiegelachse". — Halten wir einen
Hohlspiegel so, daß seine Rchse genau gegen die Sonne ge-
richtet ist, und bewegen wir einen Papierschirm in der
Richtung der Rchse hin und her, so finden wir eine Stelle, C
wo sich die Sonnenstrahlen in einem kleinen, hellen Punkte
vereinigen. Bringen wir schwarzes Papier, ein Stück Feuer-
schwamm oder andre leicht entzündliche Gegenstände in diesen
Punkt, so fangen sie bald an zu brennen. Er heißt deshalb
der Brennpunkt, und sein Rbstand vom Spiegel ist die
Brennweite. — Lichtstrahlen, die parallel mit der
Rchse auf einen Hohlspiegel fallen, werden also
sämtlich nach dem Brennpunkte zurückgeworfen.
Hieraus folgt, daß anderseits Lichtstrahlen, die von einer
im Brennpunkte eines Hohlspiegels befindlichenlichtquelle
ausgehen, parallel zu seiner Rchse, also nach ein und derselben Richtung
zurückgeworfen werden. In dieser Richtung wirkt mithin die Leuchtkraft der Licht-
quelle besonders stark („Beleuchtungsspiegel"!). — wie wir beobachtet haben, fangen
leicht entzündliche Körper im Brennpunkte an zu brennen. Daraus folgt, daß der
Hohlspiegel nicht nur die Lichtstrahlen, sondern auch die Wärmestrahlen der Sonne
in seinem Brennpunkte vereinigt. Der
Hohlspiegel kann daher auch als „Brenn-
spiegel" benutzt werden.
b) Blicken wir aus unmittelbarer
Nähe in einen Hohlspiegel, so sehen wir da-
hinter — ähnlich wie bei einem ebenen
Spiegel — ein Bild von uns; es ist aber
vergrößert. Wir stellen ein Licht inner-
halb der Brennweite eines Hohlspiegels
auf: es entsteht hinter dem Spiegel
ein aufrechtes, vergrößertes Bild des
Lichtes. Erkläre die Erscheinung an Fig. 43! — wir entfernen das Licht über die Brenn-
weite hinaus, jedoch so, daß es in der Nähe des Brennpunktes steht. Das Bild
hinter dem Spiegel verschwindet. Führen wir vor dem Spiegel, und zwar außerhalb der
doppelten Brennweite einen Papierschirm hin und her, so erscheint in einer bestimmten
Fig. 42. .
Mist der Mittelpunkt der Uugel,
zu der man den Spiegel Sp
vervollständigen kann.
C — Mittel-, B — vrennpunkt
des Spiegels; Cbm — Spiegel-
achse: Cb — Brennweite.
Fig. 43.
Sp = Hohlspiegel mit Nchse Cbm und Brennpunkt B.
Die von ai> ausgehenden Lichtstrahlen werden jo zurück-
geworfen, daß sie von a’b’ zu kommen scheinen.