1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
70
Naturlehre.
Iv
Ulanzenresten besteht. Für wald- und kohlenarme Gegenden ist er ein wichtiger
Heizstoff, der in „Torfstichen" gewonnen und an der Luft getrocknet wird. — Die
in den wasserdurchtränkten Torfboden alljährlich einsinkenden Pflanzenteile können
nur unvollständig zu Trde zerfallen, denn der Zauerstoff der Luft vermag nicht zu
ihnen zu dringen (warum?). wie im Meiler häufen sich mithin große Mengen von
Kohlenstoff an. Iviederholt sich dieser Vorgang Jahrhunderte oder gar Jahrtausende
hindurch, so entstehen Lager von braunem oder schwarzem Torfe.
e) Auch bei der Braunkohle (beschreibe sie!) erkennen wir leicht, daß sie
au5 Pflanzen entstanden ist, und zwar zumeist aus Bäumen, an deren verkohlten
Ztämmen man oft noch die Jahresringe sehen kann. Die mächtigen Bohlenschichten
haben sich wahrscheinlich dadurch gebildet, daß die Baumstämme in riesigen Massen
zusammengeschwemmt und mit Zand- oder Tonschichten überdeckt wurden. Die Holz-
massen verkohlten dann ähnlich wie im Meiler, nur viel langsamer. — vermischt man
Braunkohlenpulver mit Wasser, und preßt man daraus Ziegel, die an der Luft ge-
trocknet werden, so erhält man die „Naßpreßsteine". Trocknet man dagegen das
Bohlenpulver bis zu einem gewissen Grade, so stellt man unter hohem Druck daraus
die „Trockenpreßsteine" oder „Briketts" her.
d) Meist tiefer als Torf und Braunkohle finden sich in der Trde oft aus-
gedehnte Lager, die aus einer schwarzen, mehr oder weniger glänzenden und
häufig steinharten Bohle, der Steinkohle, bestehen. Die „Zteinkohlenflöze" wechseln
gewöhnlich mit Zchichten aus Sandstein, Balkstein und Zchieferton ab. häufig erkennt
man in ihnen noch deutlich Abdrücke von Farnwedeln, Schachtelhalmen und andern
Sporenpflanzen. — Die Steinkohle wird als Heizstoff, zum Ausschmelzen der Erze usw.
verwendet. Auch Leuchtstoffe werden daraus hergestellt (S. 72, 2). Sie ist daher die
wichtigste Grundlage für die Industrie, und der Besitz von Steinkohlenlagern ist für
ein Land von sehr großem werte. — Nenne die Steinkohlengebiete Deutschlands!
4. Graphit und Diamant, a) wenn wir Torf, holz-, Braun- oder Steinkohle ver-
brennen, bleiben erdige Bestandteile, „Asche", zurück. Die Kohle ist also nicht reiner Kohlenstoff.
Fast vollständig rein aber findet er sich im Graphit, d. i. ein schwarzer, glänzender und weicher
Stein, der u. a. im Böhmerwalde und in Schlesien vorkommt. Da man mit ihm auf Papier
schreiben kann, verwendet man ihn zur Herstellung der Bleistifte, die man früher aus dem weit
härteren Blei anfertigte. Zu diesem Zwecke wird der Graphit fein gemahlen und mit Wasser und
Ton vermengt. Aus der teigartigen Masse preßt man dann lange Stifte, die getrocknet und in
holz gefaßt werden. Da der Graphit an der Luft weder schmilzt noch verbrennt, verwendet man
ihn auch als Farbe für eiserne Gfen. Ferner leitet er, wie wir wissen, die Elektrizität gut (§.5ö,sd).
b) verbrennt man einen Diamanten in reinem Sauerstoff, so erhält man Kohlen-
säure, ohne daß Asche zurückbleibt. Er ist also vollkommen reiner Kohlenstoff. Dieser seltene
und sehr geschätzte Edelstein kommt in Ostindien, Brasilien, sowie in Südafrika, und zwar ge-
wöhnlich im Sande der Flüsse vor. Er ist der härteste aller Körper und wird deshalb benutzt,
um Glas zu schneiden, Löcher in festes Gestein zu bohren und Buchstaben in Metall zu
gravieren. Meist ist er durchsichtig und farblos; doch gibt es auch gelbe, rote, ja schwarze
Diamanten. Da er geschliffen das Licht sehr stark bricht, ist er ein überaus wertvoller Schmuckstein.
5. Die Bohlensäure, a) wie wir bereits erfahren haben (5. 63, 7a), ent-
steht beim verbrennen von Holzkohle, d. h. bei der Vereinigung von (fast reinem)
Bohlenstoff mit Sauerstoff, eine Säure, die Bohlensäure genannt wird. Dasselbe
beobachten wir, wenn wir einen andern kohlenstoffhaltigen Börper verbrennen.
Bohlensäure bildet sich also auch, wenn wir ein brennendes Licht in ein Glasgefäß