1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Schmeil, Otto, Franke, Max, Lorenz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iii
Naturgeschichte.
103
schuppen verholzen jetzt und nehmen eine braune Färbung an. Im dritten
Zähre endlich trocknen die Schuppen so stark ein, daß sie auseinander spreizen.
b) Da nun die Zapfen herabhängen, fallen die reifen Samen sofort
heraus. Die federleichten, mit einem flügelförmigen Anhänge aus-
gerüsteten Gebilde werden vom winde ergriffen und oft weithin verweht.
Letzteres könnte jedoch nicht geschehen, wenn sie durch Regentropfen beschwert
wären: der Zapfen öffnet sich daher auch nur bei trockenem Wetter,
und der bereits geöffnete schließt sich wieder, sobald er befeuchtet
wird (versuch!).
6. Bedeutung. Mit Hilfe der Kiefer vermag der Mensch
selbst dem unfruchtbarsten Sandboden noch einen Ertrag ab-
zuringen. Sie liefert ein wichtiges Vau-, Werk- und Brennholz. Kiefer^
Aus dem harze gewinnt man das Terpentinöl, sowie das Geigen- m-t 2 Samen
harz oder Kolophonium und das „Faßpech". Sehr harzreiches
holz („Kienholz") gibt beim verbrennen den Kienruß, aus dem man z. B. Stiefel-
wichse herstellt. Die abgefallenen Nadeln dienen als Streu für das Vieh und dann
als Dünger für den Acker. Indem die Nadelschicht unter den Bäumen vermodert,
verwandelt sich der öde Sandboden im Laufe langer Zeiträume schließlich in frucht-
bares Ackerland. —
Die Fichte» unser „Christ-, kveihnachts- oder Tannenbaum", bildet besonders im Ge-
birge ausgedehnte Wälder. Da sie mit den Wurzeln gern Felsblöcke umklammert, findet sie
selbst in dünner Erdschicht sicheren halt. In der Ebene dagegen wird sie leicht vom Sturme
entwurzelt; denn ihr fehlt eine Pfahlwurzel. Ihre Zweige sind rings von Nadeln umgeben.
— Ein echter Gebirgsbaum ist die Tanne, auch „Edeltanne" genannt, von der rotrindigen
Fichte, der „Nottanne", unterscheidet sie sich durch die glatte, weißliche Ninde („Weißtanne") und
die zweireihig gestellten Nadeln, die auf der Unterseite zwei weiße Streifen besitzen.
2. Hauptabteilung. Blütenloje ober Zporenpflanzen.
Klaffe. Harne.
Der Wurmfarn.
1. vorkommen. Der Wurmfarn ist in Wäldern häufig anzutreffen. Auch an
den Ufern der Bäche, die dicht mit Buschwerk bestanden sind, an schattigen Abhängen
und ähnlichen Grten siedelt er sich gern an. — Im Boden eingesenkt findet sich der
2. Stamm (wurzelstock), der ein wichtiges Mittel gegen den Bandwurm liefert
(Name!). Am oberen Ende trägt er einen Büschel Blätter. Sonst ist er dicht mit Resten
abgestorbener Blätter, sowie mit schwarzbraunen Schuppen und faserigen wurzeln be-
deckt. wie schon die Blattstielreste andeuten, stirbt der Stamm am hinterende all-
mählich ab, während er am Vorderende alljährlich weiter wächst.
3. Bkäkkev. a) wie die meisten Waldpflanzen (S. 94,2) besitzt der Wurmfarn sehr
große und zarte Blätter. Da diese meist so gestellt sind, daß sie einen Trichter
bilden, werden sie alle der wenigen Sonnenstrahlen teilhaftig, die durch das Laub-
dach dringen. Große Blätter könnten vom winde aber leicht zerrissen werden. Dies
geschieht jedoch beim Wurmfarne nicht; denn seine Blätter sind gefiedert, und jedes
Fiederblatt ist abermals in zahlreiche Abschnitte gespalten. Die einzelnen Teile