1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 281
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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I
11. Kaiterfcrörtütig. Der Papst Leo Iii. war vei einer feierlichen Prozession
vom Volke auf der Straße arg mißhandelt und daun in einen Kerker geworfen
worden. Er entkam aber und ging nach Paderborn, um hier Karl persönlich
um Hilfe anzurufen. Karl zog mit seiner Macht nach Rom und hielt Gericht
über die Schuldigen. Am Weihnachtsfeste 800 erschien er in der Peterskirche,
wohnte hier dem Gottesdienste bei und kniete nach der Messe vor dem Airar.
Da nahte sich ihm der Papst mit der höchsten Geistlichkeit, setzte ihm die goldene
Krone aufs Haupt und salbte ihn zum Kaiser und weltlichen Oberherrn der ge-
samten katholischen Christenheit. So ging das weströmische Kaisertum auf die
Franken über. Karl war oberster Schirmherr der Kirche, dem sich der Papst
und die gesamte Geistlichkeit willig unterordneten.
12. Verwaltung. Karl war nicht nur ein gewaltiger Eroberer,
sondern auch ein ganz vorzüglicher Verwalter und Gesetzgeber seines Landes.
Die alten Stammesherzogtümer, die Herde der Widerspenstigkeit, löste er auf,
wie z. B. Bayern, das er (wie vorher Sachsen) in Gaue einteilte und so einzelnen
Grafen zur Verwaltung übergab. In den alten Landesteilen bestand diese
Einrichtung der Gaugrafschaften noch aus der Zeit der merowingischen Könige
her. Die Grafen mußten Gaugerichte abhalten (nach Karls Befehl jährlich
dreimal), die königlichen Hofgüter beaufsichtigen und den Heerbann im Kriege
anführen. Um nun diese Grafen besser beaufsichtigen zu können, schuf Karl noch
das Amt der Königsboten oder Sendgrafen. Diese wurden alljährlich im
Frühjahre ernannt, in der Regel je ein Weltlicher und ein Geistlicher für einen
größeren Bezirk. Sie mußten ihren Kreis bereisen und dem Könige Bericht
erstatten über die Grafen, Bischöfe, Klosterschulen, Domänen usw. In jedem
Frühjahre wurde eine Volksversammlung aller Freien abgehalten, das Maifeld.
Hier wurde über Krieg und Frieden, über Handel und Verkehr, über Gesetz
und Recht beraten. Zur Hebung des Ackerbaues ließ er Wälder ausroden,
Sümpfe austrocknen und Dörfer anlegen.
Zu Karls Zeit war das Land weit und breit noch mit Wäldern, Brüchen und Heiden
bedeckt. Nur hie und da ist der Wald gelichtet. Dort liegt auch das Dorf, umgeben von
goldenen Saatfeldern und grünen Auen. Felder und Wiesen sind umzäunt, damit das
weidende Vieh sie nicht beschädigen kann. Die Dorfmarken wurden in drei Schläge ein-
geteilt, die abwechselnd in einem Jahr mit Winterfrucht (Roggen. Spelz), im zweiten mit
Sommerfruchl (Gerste, Hafer) bestellt wurden und im dritten als Weideland brach lagen.
Man nannte das Dreifelderwirtschaft. — Karl selbst ging dem Landmanne mit gutem
Beispiel voran und legte auf seinen Krongütern Musterwirtschaften an. Hier kümmerte
er sich um jede Kleinigkeit und prüfte selbst die Rechnungen seiner Gutsverwalter (Meier).
Jedes Ei, das verkauft war, mußte genau eingetragen werden. — In seinen Gärten
wurden neben Kümmel, Minze, Salbei und Petersilie besonders Gurken, Kürbisse, Rüben,
Kohl, Erbsen und Rettiche gezogen. Als Zierblumen sah man Lilien und Rosen. Die
Obstbäume wurden gepfropft und brachten edles Obst in Fülle, während der Bauer sich
noch lange mit Holzäpfeln und Holzbirnen begnügte.
Metallgeld war damals noch wenig bekannt; man tauschte im Handel die
Waren aus. Nur in den Grenzgebieten waren römische Münzen im Umlauf.
Karl ließ zur Förderung des Handels deutsche Silberpfennige prägen. Auch ein
öffentliches Maß führte er ein, das überall beim Verkauf angewendet werden sollte.
— Steuern gab es zu Karls Zeiten! noch nicht, wohl aber wurden die jähr-
lichen Maigeschenke bereits als Schuldigkeit angesehen.
800