1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 281
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und dann England in Ägypten und Indien angreifen würden. England, das
vorgibt, der Schützer der Neutralen zu sein, brach nun aufs neue die griechische
Neuttalität, indem es im Verein mit den Franzosen Truppen in Saloniki landete,
die den Serben helfen sollten. Die Griechen erhoben lauten Widerspruch. Aber
da erschien die englische Flotte, bedrohte die Küsten und hinderte die griechische
Schiffahrt. Griechenland mußte also die Truppenlandung dulden, seine eigenen
Soldaten zurückziehen, den Eindringlingen freie Bewegung wie im eigenen Lande
gestatten und ihnen die Umgegend von Saloniki, die Hafenstadt, alle Bahnen
und Wege bis zur Grenze überlassen. Das nennt England Schutz der Neutralität.
Franzosen und Engländer traten anfangs November 1915 den Vormarsch nach
Norden an, aber die Bulgaren bereiteten chnen einen blutigen Empfang und
führten den Krieg gegen die Serben so, daß diese sich nicht mit dem Hilfsheer
vereinigen konnten. Das kleine Serbien hatte wie früher Belgien im Vertrauen
auf die Versprechungen seiner großen Freunde den Widerstand gegen die Mittel-
mächte gewagt und sich tapfer geschlagen. Aber wie Belgien sah es sich betrogen.
Die versprochene Hilfe blieb aus.
Serbiens Ende. Die Serben wehrten sich verzweifelt, mußten sich aber immer
mehr nach Westen zurückziehen. Doch auch da winkte keine Rettung; denn die
Österreicher nahten von Bosnien aus und verlegten ihnen den Weg.
Immer enger zogen die Verbündeten in planmäßigem Zusammenwirken den
stählernen Halbring um die Serben. Je weiter unsere Truppen vordrangen, desto
schlechter wurden die Wege. Mit zehn Pferden bespannte Geschütze saßen oft
in Lehm und Schlamm fest, so daß die Mannschaften kräftig in die Speichen
greifen mußten. Auf Karren und Tragtieren folgte die Munition, Lebensmittel
blieben oft aus. Die mit Siegeszuversicht erfülllen Soldaten ließen sich aber durch
nichts aufhalten. Die Bulgaren eroberten Üsküb und den westlich gelegenen Paß
und schlossen so die feindliche Armee von Süden ab. Bei Pristina und Mitrowitzo
wurde ihre letzte Kraft gebrochen, und die Reste des Serbenheeres flohen über
das Amselfeld und verließen in hoffnungslosem Zustande, hungernd und frierend,
das verwrene Vaterland, um in den albanischen Bergen Zuflucht zu suchen.
Ein Königreich, über 170000 Gefangene, 500 Geschütze und eine Mengr
Kriegsgerät war der Siegespreis.
Montenegros Ende. Bald teilte Montenegro das Schicksal Serbiens.
Eine der glänzendsten österreichischen Waffentaten war die Erstürmung des
Lowcen, eines 1760 m hohen, stark befestigten Berges bei Cetinje, der die
ganze Gegend beherrscht. Nun fiel auch die Hauptstadt. Der König mußte um
Frieden bitten und das Heer bedingungslos die Waffen sttecken.
Die Österreicher setzten ihren Siegeszug nach Süden durch Albanien fon.
ttieben hier die Italiener vor sich her und schlossen das feste Valona ein.
Die Knechtung Griechenlands vollendet. Mit Griechenland waren die
Verbandmächte immer noch nicht zufrieden. Es war in ihren Augen ein Ver-
brechen, daß König Konstanttn neuttal bleiben und sein Volk nicht für England
und Frankreich auf die Schlachtbank führen wollte. Sie schlossen das Land von
allen Seiten ein, damit der Hunger es zwang, in allem nachzugeben. Zuletzt
rückten Engländer, Franzosen und Italiener in Griechenland ein, und die Flotte
lag im Hafen von Athen. Da waren König und Kronprinz am 12. Juni zur