1901 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichre.
Die Mohammedaner waren Anhänger Mohammeds, der in seinem Vater-
lande Arabien eine neue Religion (Islam) gepredigt hatte. Er lehrte: Es
ist nur ein Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Beten, Fasten, Almosen-
geben und Ausbreitung der Religion sind seine Hauptforderungen, die im
Koran enthalten sind. Mohammed mußte 622 aus seiner Vaterstadt Mekka
nach Medina fliehen (Hedschra). Von hier begann die Ausbreitung seiner
Lehre. Seine Nachfolger (Kalifen) breiteten den neuen Glauben in Vorderasien
und Nordafrika aus und kamen um 700 auch nach Spanien. — Karl Martells
Sohn war Pippin der Kurze. Der Frankenkönig aus Chlodwigs Geschlecht
kümmerte sich nicht um die Regierung. Da setzte Pippin im Einverständnis mit
dem Papste, (der ihm hatte sagen lassen: „Der soll König sein, der die Last
der Regierung trägt,") den König ab und schickte ihn in ein Kloster. Die Franken
erkannten nun Pippin als König an. Dieser verlieh dem Papste aus Dank-
barkeit die Gebiete von Nom und Ravenna. Das war der Anfang des Kirchen-
staates. Pippin starb 768, ihm folgte sein Sohn.
2. Karl d er Große. Er maß sieben seiner Fußlängen und besaß ungeheure
Kraft. Seine Augen blickten wohlwollend, konnten aber im Zorn förmlich
Blitze schleudern. Am liebsten trug er Kleider aus Stoffen, die seine Ge-
mahlin und seine Töchter gesponnen hatten. Auch bei seiner Umgebung haßte er
ausländische Kleidung. — Seine Körperkraft erhielt er sich bis ins Alter durch
Mäßigkeit und körperliche Übungen.— Seine Frömmigkeit trieb ihn täglich
mehrmals in die Kirche, dabei war er wohlthätig und gerecht.
3. Sach sen kriege. An der Westgrenze des Frankenreichs bis an die
Elbe wohnten die noch heidnischen Sachsen, die oft raubend in Karls Reich
einbrachen. Im Jahre 772 zog Karl gegen sie, eroberte die feste Eresburg
und zerstörte die den Sachsen heilige Jrmensäule. Die Sachsen unterwarfen
sich zwar, nahmen auch das Christentum an, aber empörten sich noch oft unter
ihrem Herzoge Wittekind und verjagten die kaiserlichen Beamten und christlichen
Priester. Sehr erzürnt wurde Karl, als sie ihm ein ganzes Heer in den
Wesergebirgen vernichteten. Er ließ 4500 Edle zu Verden a. d. Aller hinrichten;
aber nun erhoben sich die Sachsen nochmals, doch wurden sie an der Hase
völlig geschlagen. Da hier die Blüte des Sachsenvolkes gefallen war, so unter-
warf sich Wittekind endlich und ließ sich taufen. (Platen: Wittekind.) So fand
auch hier das Christentum Eingang. Die Sachsen wurden milde behandelt,
behielten viele Freiheiten, mußten aber den Zehnten zahlen.
4. Karl erweiterte sein Reich durch viele andere Kriege, so besiegte
er den Langobardenkönig, der den Papst angegriffen hatte; er schickte ihn in
ein Kloster und setzte sich selbst die „eiserne" Krone der Langobarden auf
(Nagel vom Kreuze Christi). — Auch über die Pyrenäen zog Karl, trieb die
mohammedanischen Mauren bis über den Ebro zurück und gründete hier die
.spanische Mark. (Rückzug durch das Thal von Noncesvalles; Roland.) —
Auch gegen Osten und Norden sicherte Karl die Neichsgreuzeu gegen räuberische
Einfälle. Die Eider wurde die Grenze gegen Dänemark.
5. Krönung. Mit dem Papste lebte Karl im besten Einvernehmen.
Als Karl am Weihnachtsfeste 800 in Rom weilte, setzte ihm der Papst in der
Peterskirche die goldene Kaiserkrone auf das Haupt, und das Volk rief: „Leben
und Sieg dem Kaiser Karl!"
6. Aber auch als weiser Regent hat sich Karl erwiesen. Er stellte
tüchtige Geistliche an, ließ gute Predigten ins Deutsche übersetzen und ver-
besserte den Kirchengesang. — Er gründete viele Schulen, die er oft auch selbst