1901 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Sieber, Hermann, Steinweller, F., Paust, J. G., Rohn, R. A.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Geschichle.
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Versammlung nach Clermont und riß durch seine Rede alle Zuhörer hin zu
dem Rufe: „Gott will es!" Tausende hefteten auf ihre Schulter ein rotes
Kreuz, nannten sich Kreuzfahrer und wollten an dem Kreuzzuge teilnehmen.
2. Gottfried von Bouillon (Bujong), Herzog von Lothringen, sammelte
ein Heer von Grafen, Rittern und Volk, \ Million stark, zog nach Konstan-
tinopel und setzte nach Asien hinüber. Hunger, Durst und das fremde Klima
rafften Tausende hin; Überfälle der Türken und Uneinigkeit der christlichen
Führer hielten das Kreuzheer auf. Endlich gelangte es vor das feste Antiochia,
das erobert wurde. Bald darauf aber schloß ein Türkenheer die Christen in
der Stadt ein, und die Rot war groß. Doch voll Todesverachtung stürzten
sich die halbverhungerten Pilger auf die Türken und erzwangen sich den Weg
nach Jerusalem, bei dessen Anblick sie auf die Kniee fielen und weinten.
3. Die Eroberung Jerusalems (1099) aber war schwierig, denn die
Stadt war stark befestigt und wurde gut verteidigt. Das Holz zu den damals
üblichen Belagerungstürmen mußte weit hergeholt werden. Endlich konnte
man die Stadt stürmen. Gottfried erstieg zuerst die Mauern; die Kreuzfahrer
drängten unaufhaltsam nach, und die Stadt wurde genommen. Während die
Pilger in grausamer Weise die Bewohner niedermetzelten, zog Gottfried im
Büßergewande nach dem heiligen Grabe und betete. Auch das Volk wurde end-
lich des Mordens müde und zog, Büßlieder singend, zu den heiligen Stätten.
Man wählte Gottfried zum Könige von Jerusalem, aber er wollte da nicht die
goldene Krone tragen, wo sein Heiland die Dornenkrone getragen hatte.
4. Ausgang und Folgen der Kreuzzüge. Noch sechs solcher Züge
wurden unternommen, bei denen etwa sechs Millionen Menschen des Abendlandes
umkamen; aber das Heilige Land konnten die Christen nicht behaupten. 1291
verloren sie Akko oder Ptolemais, ihre letzte Besitzung. — Durch die Kreuz-
züge wuchs die Macht der Päpste ungemein; das Rittertum kam zu vollster
Entwickelung, und die Städte blühten auf, da der Handel und das Gewerbe
durch mancherlei Anregung belebt wurden, (s. § 9. 2.) — Die Dichtung und
die Sage erhielten reichen Stoff, und die Wissenschaft wurde gefördert.
§ 8. Friedrich Barbarossa (1152—1190) und die Hohenstaufen.
1. Nach dem Tode Heinrich V. wählten die Fürsten Lothar von
Sachsen zum Kaiser, der 1134 die Nordmark an Albrecht den Bären
gab. Nach ihm kam das Geschlecht der Hohenstaufen auf den Thron. Dcr
bedeutendste Herrscher aus diesem Hause war Friedrich I., seines roten Bartes
wegen von den Deutschen Rotbart, von den Italienern Barbarossa genannt.
Hohe Gestalt, Kraft und Schönheit zeichneten ihn aus. Er war fromm, wohl-
thätig, gerecht, aber streng gegen Widerstrebende.
2. Kämpfe in Italien. Nachdem Friedrich in Deutschland Ordnung
geschafft und selbst fürstliche Ruhestörer bestraft hatte, zog er nach Italien,
um das kaiserliche Ansehen herzustellen. Am Anfange war er siegreich, ja,
er eroberte und zerstörte nach zweijähriger Belagerung Mailand 1162. Die
Bürger der Stadt mußten in demütiger Weise des Kaisers Gnade erflehen
und Unterwerfung geloben. Aber bald wurde Mailand wieder aufgebaut, ver-
band sich mit dem Papste, der Friedrichs Macht fürchtete, und mit anderen
Städten. Der Kaiser mußte aufs neue das Schwert ziehen. In dieser ernster»
Zeit verließ ihn der treulose Heinrich der Löwe. Dieser gehörte dem Ge-
schlechte der Welfen an, das schon seit langer Zeit den Hohenstaufen feind-
lich gesinnt war. Heinrich war von seinem Jugendfreunde, dem Kaiser, mit