1. Nr. 1
- S. 42
1897 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geographie.
§ 74. tzhina (größer als Europa, 360 Mill. E.) besteht aus dem eigent-
lichen China und mehreren Nebenlüudern (Mandschurei, Mongolei, Tibet, Ost-
Turkistän, Koröa).
. 1. Das eigentliche China. Es ist größtenteils gebirgig. Um die
Mündung der Hauptströme Hoüng-ho (Gelber Fluß) n. Jüng-tse-Kiüng (Blauer
Fluß) dehnt sich eine große Tiefebene aus, die vorzüglich kanalisiert ist. Acker-
und Gartenbau stehen auf hoher Stufe. Hauptprodukte sind: Reis, Weizen,
Baumwolle, Thee, Seide.
Das Land ist so dicht bevölkert, daß viele Bewohner auf Schissen, Flößen und
schwimmenden Inseln wohnen müssen. Am dichtesten ist die Bevölkerung um die Mün-
dung der großen Ströme. — Die Chinesen gehören zur mongolischen Nasse und sind ein
gebildetes Volk. Viele wichtige Erfindungen (Porzellan, Schießpulver, Buchdruckerkunst,
Kompaß) kannten sie vor den Europäern. Früher schlossen sie sich gegen andere Völker
streng ab. Um das Reich vor dem Eindringen fremder Völker zu schützen, bauten die
Chinesen in alter Zeit an der Nordgrenze des Reiches die große chinesische Mauer, die
aber ihren Zweck nicht erfüllt hat. Die Kleidung der Chinesen ist weit und bequem. Die
Männer lassen sich den Kopf zur Hälfte rasieren und pflegen den nach hinten hängenden
Zopf sorgfältig. Reis und Fische bilden die Hauptnahrung, ihr Getränk ist der Thee.
Ihr Kaiser wird Sohn des Himmels genannt und führt ein äußerst strenges Regiment.
Peking (500?), Hauptstadt. Nanking (Nanking-Zeugü Schang-hai, Handel.
Kanton, etwa 2 Mill. E.; ein ganzes Stadtviertel besteht aus bewohnten Schissen und
Flößen mit Häusern.
Einen selbständigen Staat bildet das Königreich Korea auf der gleichnam. Halbinsel.
2. Mittelasien, ein gewaltiges Hochland, im S. vom Himalaya, im N. vom
Altai-Gebirge begrenzt, ist zum größten Teil Wüste (Gobi). An manchen Stellen be-
finden sich fruchtbare Oasen. Mongolen ziehen in diesen rauhen und unwirtlichen
Gegenden umher. Sie leben meist nomadisch unter Filzzelten und nähren sich von ihrem
Vieh. — Der mittlere Teil dieser Hochebene ist die Mongolei. Südlich davon liegt
Tibet, die asiatische Schweiz; Viehzucht ist Hauptbeschäftigung der Bewohner. Lhasa
Sitz des Dalai-Lama, des geistlichen und weltlichen Oberhauptes von Tibet. Im
N.o. der Mongolei liegt die Mandschurei, im W. Ostturkistan.
8 75. Japan besteht aus mehreren großen und vielen kleinen gebirgigen
Inseln. Die größte ist Nippon. Japan ist ein gesegnetes Land. Die Äcker
sind aufs sorgfältigste bebaut (Reis, Baumtvolle, Gemüse). Wo der Bergab-
hang nur eine schmale Terrasse, der Gipfel eine kleine Plateanfläche bildet,
haben emsige Hände Erdreich hinaufgetragen und Beete angelegt. Der Thee-
strauch und der Maulbeerbaum (Seidenzucht) werden in großer Menge an-
gebaut.
Die Japaner sind klein und zierlich gebaut, freundlich und heiter, höflich und zu-
vorkommend. An Kunstfleiß stehen sie den Chinesen nicht nach. Die japanischen Seiden-
zeuge übertreffen noch die chinesischen. Abendländische Kultur findet immer mehr Ein-
gang. Eisenbahnen, Posten, Telegraphen find eingebürgert; junge Japaner machen
Studienreisen nach Europa und Nordamerika. Thee ist das Lieblingsgetränk, Reis das
Hauptnahrungsmittel der Japaner. Seide und Thee sind die wichtigsten Ausfuhr-
produkte. An der Spitze des Reiches steht ein Kaiser, der weltlicher und geistlicher
Herrscher ist.
Tokio (1 Mill.), Hauptstadt. Osaka (über 40o), Haupthandelsstadt. Jokohama, der
wichtigste Hafen Japans.
§ 76. Das russische Asien. 1. Sibirien, größer als Europa, hat aber
nur gegen 5'Mill. E. Der Norden S. ist eine schauerliche, moorige Ebene,
die fast das ganze Jahr zugefroren und mit Schnee bedeckt ist. Hier ziehen
nur elende Jägervölker umher und machen Jagd aus Zobel, Hermeline, schwarze
und blaue Füchse. Nach Sibirien schickt Rußland seine Verbrecher in die Ver-
bannung. Die schlimmsten derselben müssen in den Bergwerken arbeiten.