1. Nr. 1
- S. 180
1897 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
180
Chemie und Mineralogie.
zurück. Sie enthält die unverbrennlichen Teile des Holzes (mineralische Stoffe)
und ist ein wichtiges Mittel zur Düngung, zur Bereitung der Pottasche und
der Seife.
§ 60. Der Torf entsteht in Torfbrüchen aus verwesenden Pflanzenstoffen,
unter denen das Torfmoos den Hauptbestandteil ausmacht. Indem dieses
Moos in den untern Schichten abstirbt und verwest, verkohlt es. Je älter
der Torf ist, desto härter und schwerer ist er, und desto größer ist sein Brenn-
wert. Er kommt meist in ziegelförmigen Stücken in den Handel. Diese Form
giebt man ihm entweder gleich beim Torfstechen (Stichtorf), oder man streicht
die mit Wasser vermengte Torferde in Formen (Streichtorf). Benutzt man be-
sondere Maschinen zum Pressen, so erhält man Preßtorf. Der Torf läßt
beim Verbrennen viel mehr Asche zurück als das Holz.
§ 61. Die Steinkohle ist glänzend schwarz bis schwarzbraun, oft bunt
angelaufen, schwerer als Torf und Holz; zuweilen erscheint sie an der Bruch-
fläche goldglänzend. Das macht der Schwefelkies, der den meisten Steinkohlen
beigemengt ist. Sie brennt mit rußender Flamme und giebt größere Hitze als
die übrigen Brennmaterialien. Öfen, die mit Steinkohlen geheizt werden
sollen, müssen anders eingerichtet sein als für Holz und Torf. (Rost, russische
Röhren.) Die Steinkohle findet sich in Steinkohlenlagern (Steinkohlenflözen)
in der Erde und wird auf bergmännische Weise gewonnen. (Schlesien, West-
falen, Rheinprovinz, England.) Sie liegt in Schichten oder Flözen, die durch
Steinkohlenschiefer und Kohlensandstein getrennt sind, übereinander.
Die einzelnen Schichten sind oft nur 1 m dick; andere haben eine Dicke von
5—6 m. Die Steinkohlen sind auf ähnliche Weise entstanden wie der Torf;
dafür sprechen die häufigen Pflanzenreste, die als Abdrücke in den Steinkohlen
vorkommen, hauptsächlich baumartige Farne und Schachtelhalme, welche in
früheren Jahrtausenden die Erde bedeckten. Durch wechselnde Überschwemmungen
und Senkungen sind jene Waldungen untergegangen und von Gesteinsmassen
und Wasser bedeckt worden. Durch Druck und den Abschluß der Luft haben
sie sich nach und nach in Kohlen umgewandelt. — Die Braunkohlen sind
viel später entstanden als die Steinkohlen; sie haben nicht so viel Brennwert
wie die Steinkohlen, lassen mehr Asche beim Verbrennen zurück und enthalten
viel Schwefel. — Die Steinkohlen und Braunkohlen dienen als Brennstoff.
Stubenöfen, die mit Steinkohlen geheizt werden, sollten keine Klappen haben.
Beim Verbrennen der Steinkohlen entwickelt sich neben der Kohlensäure eine
giftige Luftart, Kohlenoxydgas (brennt mit bläulicher Flamme), welche zum
Atmen nicht tauglich ist. Wird nun die Klappe geschlossen, ehe die Kohlen
vollständig verbrannt sind, so dringt das Kohlenoxydgas in das Zimmer, und
die Menschen ersticken.
Graphit und Diamant. Der Graphit (Reißblei) ist mineralischer Kohlenstoff
von stahlgrauer Farbe, welcher nur in der höchsten Hitze verbrennt. Er fühlt sich fettig
an, ist metallisch glänzend und abfärbend, liefert das Material zu Bleistiften, zum An-
strich von Eisen- und Dhonwaren, zu Schmelztiegeln und zum Schmieren von Maschinen.
Graphit wird in England, Schlesien, Nordamerika, Ceylon gefunden. Der Diamant
ist krystallisierter, reiner Kohlenstoff von wasserheller Farbe, welcher nur in der stärksten
Hitze (im Brennpunkt eines Hohlspiegels) ohne Rückstand verbrennt. Er ist das härteste
Mineral und gilt als der kostbarste aller Edelsteine. Man findet ihn im Sande der
Ebenen und Flüsse, in Brasilien, Vorderindien, Australien re. Unreine Diamanten be-
nutzt man zum Glasschneiden, Gravieren und Schleifen anderer Edelsteine. Die reinen
Diamanten erhalten durch Schleifen ihre Form und heißen dann Brillantenoder Rosetten.
8 62. Der Bernstein ist wachsgelb, verbrennt mit rußender Flamme, wird
durch Reiben elektrisch und zeigt alle Grade der Durchsichtigkeit. Er findet sich