1916 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte.
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In Berlin ließ der König das schöne Brandenburger Tor (Bild 26) bauen.
Auf demselben wurde die Siegesgöttin aufgestellt, die sich auf einem von
vier Rossen gezogenen Kriegswagen erhebt.
2. Die Französische Revolution. Um diese Zeit ging in Frankreich eine
gewaltige Staatsumwälzung vor sich. Durch die vielen Kriege Ludwigs Xiv.
und die Verschwendung Ludwigs Xv. war das Land tief in Schulden geraten.
Deshalb mußte das Volk hohe Steuern zahlen. Die Bürger und Bauern
hatten dieselben jedoch fast allein zu traget:; denn Adel und Geistlichkeit
zahlten nur eine geringe Kopfsteuer, obgleich sie den größten Teil des
Landes besaßen. Die Bauern wurden so gedrückt, daß sie nicht die Mittel
zur Bearbeitung ihres Bodens aufbringen konnten. Dadurch ging der
Ackerbau stark zurück, und die Not griff immer mehr um sich. Es gab
Bettler, Räuber und Diebe m großer Zahl. Dazu kam, daß in jener Zeit
ungläubige Männer durch ihre Schriften dem Volke die Religion uttd die Achtung
vor dem Gesetz geraubt hatten. Nach und nach wurde die Unzufriedenheit
im Lande so groß, daß 1789 eine Revolution ausbrach. Anfangs standen be-
sonnene Führer an der Spitze der Unzufriedenen; aber bald rissen grausame
Männer die Gewalt an sich und verübten entsetzliche Greuel. Viele Edelleute
und wohlhabende Bürger flohen ins Ausland. Auch der König Ludwig Xvi.,
der mit einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Österreich vermählt war,
versuchte zu fliehen, wurde aber auf der Flucht erkannt und nach Paris zurück-
gebracht. Hier ließ nmn ihm zwar seine Würde; aber die Aufrührer behielten
die Macht in den Händen. Preußen und Österreich schlossen darauf einen Bund,
um in Frankreich die Ordnung wiederherzustellen. Ihre Heere vermochten
jedoch nichts auszurichten, weil das ganze französische Volk zu den Waffen griff.
Ludwig Xvi. wurde nun angeklagt, die Feinde in das Land gerufen zu haben.
Man warf ihn ins Gefängnis und enthauptete darauf ihn und seine Gemahlin.
Nochmals drangen die Verbündeten in Frankreich ein. Die Preußen erfochten
auch einige Siege, zuletzt wurden, sie aber von den Österreichern schlecht unter-
stützt, weshalb Friedrich Wilhelm Ii. mit den Franzosen Frieden schloß, in den:
er das linke Rheinufer an Frankreich abtrat.
3. Erwerbung neuer Länder. In Polen bestanden um jene Zeit zwei
Adelsparteien. Die eine wollte Ordnung im Lande schaffen und suchte Hilfe
bei Preußen. Die andre hatte ihre Hoffnung auf Rußland gesetzt und rief
russische Truppen ins Land. Preußen durfte es nicht dulden, daß Rußland
den ganzen Rest von Polen an sich riß, und ließ deshalb auch Truppen ein-
rücken. So kam es 1793 zur zweiten und 1795 zur dritten Teilung Polens.
Preußen erhielt dabei die Städte Danzig und Thorn, die heutige Provinz
Posen und große Gebiete von dem heutigen Russisch-Polen, im ganzen etwa
2000 Quadratmeilen mit 2 Millionen Bewohnern. Diese bedeutende Erweite-
rung des Staates war freilich für Preußen kein großer Gewinn; denn die Be-
wohner der neuen Gebiete hatten eine andre Sprache, andre Sitten und einen
andern Glauben als die Bewohner der alten Provinzen, und der polnische Adel
war gegen Preußen feindlich gesinnt. Die Erwerbung von Danzig und Thorn