1916 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte.
I
d) Pr.-Eylau und Friedland. Mit Beginn des Jahres 1807 griffen
die Russen in den Krieg ein. Ihr Heer stand in Ostpreußen unter dem Ober-
befehl des Generals Bennigsen. Diesem war auch ein preußisches Heer von
6000 Mann unterstellt. Am 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer
blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte
mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen
Widerstand gefunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel
zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg.
Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter sehr günstigen Bedingungen
Frieden an. Doch der König lehnte dieses Anerbieten ab, weil er seinem Freunde
Alexander von Rußland nicht untreu werden wollte. Napoleon zog sich darauf
zunächst hinter die Passarge, dann nach Westpreußen zurück. Die Russen ver-
folgten ihn nicht, sondern Bennigsen lag mit seinem Heere vier Monate untätig
in Ostpreußen und drückte das Land durch große Armeelieferungen, die er ihm
auferlegte. Napoleon gewann unterdessen Zeit, sein Heer zu verstärken. Grau-
denz wurde zwar vergeblich belagert, aber Danzig mußte sich nach heftiger
Gegenwehr ergeben. Dadurch hatte Preußen einen wichtigen Stützpunkt ver-
loren; für Napoleons Vordringen aber war ein großes Hindernis beseitigt.
So zog er bald nach Danzigs Fall mit seinem Heere wieder nach Ost-
preußen. Am 14. Juni gelang es ihm, die Russen in der blutigen Schlacht bei
Friedland an der Alle gänzlich zu schlagen. Bennigsen entwich mit den Trüm-
merm seines Heeres in der Richtung auf Memel. Napoleon verfolgte ihn, schickte
aber einen Teil seiner Truppen gegen Königsberg, um diese wichtige Stadt
zu erobern. Dies gelang leicht, weil die kleine Besatzung keine Verteidigung
der schlecht befestigten Hauptstadt Ostpreußens wagen konnte.
e) Der Friede zu Tilsit. Nach der Schlacht bei Friedland ging der
unglückliche Krieg schnell seinem Ende entgegen. Rußland schloß mit Napoleon
Frieden und verließ treulos seinen bisherigen Bundesgenossen in der Stunde
der schwersten Not. Friedrich Wilhelm mußte deshalb mit Napoleon zunächst
einen Waffenstillstand schließen, dem am 9. Juli 1807 der Friede zu Tilsit
folgte. Alle Bemühungen der Königin Luise, Napoleon zur Milde zu bewegen,
waren vergebens. Preußen war gezwungen, alle seine Gebiete westlich von der
Elbe an Frankreich und alle ehemals polnischen Länder, außer Westpreußen, an
Sachsen abzutreten. Danzig wurde mit dem umliegenden Gebiete eine freie
Stadt; in Wirklichkeit benutzte aber Napoleon diese wichtige Festung als franzö-
sischen Waffenplatz. Der Stadt Königsberg wurde eine schwere Kriegssteuer
auferlegt, von der erst im Jahre 1900 der letzte Rest abgezahlt werden konnte.
Aus den preußischen Gebieten westlich von der Elbe, zusammen mit Hessen,
Braunschweig und einem Teile von Hannover, bildete Napoleon das König-
reich Westfalen, das er einem seiner Brüder schenkte. Um den König von
Preußen noch besonders zu kränken, erklärte Napoleon ausdrücklich, daß er ihm
nur aus Achtung vor dem Kaiser von Rußland einen Teil seiner Länder ließe.
Dem verarmten Volke wurden 140 Millionen Franken Kriegssteuer auferlegt.
Bis zur Zahlung derselben blieben französische Truppen im Lande und mußten