1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Waeber, Robert, Schiel, Adelbert, Werner, Richard, Tromnau, Friedrich, Kerp, Heinrich, Schmidt, Hermann, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Priewe, Robert, Kohlmeyer, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
I
Unter Trompetengeschmetter sprengten sie paarweise, wie es durch das Los be-
stimmt war, in die Schranket: und grüßten die Zuschauer auf der Tribüne.
Wenn der Herold das Zeichen gab, stürmten die Gegner aufeinander los. Einer
suchte den andern aus dem Sattel zu werfen. Die Lanzenstöße wurden mit
den Schilden aufgefangen. Nicht selten brachen die Lanzen, und beide Gegner
blieben fest im Sattel; oft aber wurde auch einer der Kämpfer in den Sand
geworfen. Wenn viele Ritter erschienen waren, dauerten die Turniere oft
wochenlang. Mitunter sprengten auch ganze Ritterscharen gegeneinander,
so daß die Turniere den Anblick einer kleinen Schlacht boten. Der Sieger er-
hielt aus der Hand der vornehmsten Dame eine Waffe, ein Kleinod oder einen
Kranz. Ein glänzendes Fest beschloß das Turnier. Mancher Ritter mußte
jedoch schwer verwundet fortgetragen werden; andre ließen sogar ihr Leben
in den Schranken.
f) Der Minnegesang. Bei den ritterlichen Festen durften die Sänger
nicht fehlen. Sie waren meist von Adel, zogen von Burg zu Burg und be-
sangen Gott und die Heiligen, die Schönheit und Tugend der Frauen, die Helden-
taten der Männer, die Natur und das Vaterland. sgedichte: „Der Sänger"
von Goethe, „Der Graf von Habsburg" von Schiller und „Des Sängers
Fluch" von Uhland.f Man nannte sie fahrende Sänger oder Minnesänger,
weil sie von der Liebe oder Minne sangen. Viele von ihren Liedern drangen
unter das Volk und sind bis auf den heutigen Tag erhalten. Einer der bedeu-
tendsten Minnesänger war Walther von der Vogelweide. Als das Raubritter-
wesen um sich griff, entartete der Minnegesang.
g) Ritterorden. Während der Kreuzzüge entstanden geistliche Ritter-
orden. Sie waren eine merkwürdige Verbindung von Mönchs- und Ritter-
tum. Ihre Mitglieder mußten das Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und
der Armut ablegen und sich verpflichten, Kranke zu Pflegen, Bedrängte zu schützen
und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Die Johanniter trugen ein weißes
Kreuz auf schwarzem Mantel und wirkten zunächst im Heiligen Lande. Ihr
Orden — nach Johannes dem Täufer genannt — besteht noch heute in andrer
Form und widmet sich der Krankenpflege in Krieg und Frieden. Der Templer-
orden, dessen Mitglieder an dem weißen Mantel mit rotem Kreuz zu erkennen
waren, setzte sich vorzugsweise aus französischen Rittern zusammen und wurde
später in Frankreich aufgelöst. Die größte Bedeutung erlangte der Deutsche
Ritterorden, der einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz als Ordenskleid
vorschrieb. Noch heute verkünden in Ost- und Westpreußen zahlreiche Burgen
seinen Ruhm, besonders die Marienburg, der ehemalige Hochmeistersitz.
2. Die Städte.
a) Entstehung. Jede deutsche Stadt hat ihre eigene Geschichte. Dennoch
ist die Gründung vieler Städte auf dieselbe Ursache zurückzuführen. Die ältesten
Städte entstanden am Rhein und an der Donau an solchen Stellen, wo einst
die alten Römerfesten gestanden hatten. swien, Augsburg, Regensburg, Straß-
burg, Mainz, Trier, Cöln u. a.f Meistens gingen die Städte aus Bischof-
sitzen hervor, um die sich viele Bewohner ansiedelten. Andre Städte wurden